Europas Schande - Günter Grass dichtet wieder

Beiträge 1 - 10 von 25
  • Europas Schande - Günter Grass dichtet wieder

    carokann, 25.05.2012 21:14
    #1

    Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht, bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh“.

    ....

    „Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa erdacht."


    „Europas Schande“: Günter Grass verteidigt Griechenland in neuem Gedicht - weiter lesen auf FOCUS Online: https://www.focus.de/kultur/buecher/europas-schande-guenter-grass-verteidigt-gri echenland-in-neuem-gedicht_aid_758645.html
    mehr morgen in der SZ
  • RE: Europas Schande - Günter Grass dichtet wieder

    carokann, 25.05.2012 21:19, Antwort auf #1
    #2
  • Mal ein echtes Gedicht zum Thema

    sorros, 25.05.2012 21:39, Antwort auf #2
    #3

    Wenn ein Land und ein Volk in jeder Hinsicht von seiner Elite ausgepresst und ruiniert wird, dann gehen sie unter.

    Das haben alle bisherigen großen Kulturen gezeigt, die in der Dekadenz gelandet sind. Dies ist unverhinderbar!

    Dies bedeutet nicht, daß man um diesen Verlust bedeutender und wichtiger Traditionen und historischer Verdienste nicht trauert.

    Nänie

    Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
    Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
    Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
    Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
    Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
    Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
    Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
    Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.

    Friedrich Schiller [sternenfall.de] (1759-1805)

  • Gescheit, gescheiter - gescheitert!

    gruener (Luddit), 25.05.2012 21:43, Antwort auf #2
    #4

    inhaltlich wohl weitestgehend, zumindest aus meiner sicht, korrekt. (sofern ich grass denn richtig interpretiere, was nicht immer leicht fällt. die eigentliche botschaft geht unter in der krankhaft blumigen sprache, als hätte ihm ein user aus diesem forum die feder ... äh ... die letzte tinte geführt)

    aber ich, der ich selber schreibe, würde mich in grund und boden schämen, einen derart gequirlten, gekünstelten und sprachlich verkrampften mist irgendeinem verlag zum druck anzubieten.

  • alles lüge

    drui (MdPB), 25.05.2012 23:57, Antwort auf #4
    #5

    Hallo Herr Grass,

    letzte Tinte! Nicht alle paar Wochen wieder den eigenen Senf zu außenpolitischen Fragen geben. Hoffentlich lässt das Medieninteresse spätestens dann nach, wenn Grassens Gedichtkritik an den bilateralen Handelsbeziehungen Deutchlands zu Osttimor angelangt ist.

  • RE: alles lüge

    Buckley, 26.05.2012 00:39, Antwort auf #5
    #6

    Lasst Milde walten.

    Schreiben konnte der Mann noch nie, oder sagt mir irgendeinen, der nen Roman wie die Rättin mit Vergnügen zu Ende gelesen hat.

    Dafür hält er sich selber für bedeutend. Ähnlich wie Otto Rehhagel. Und bevor der Ruhm verblasst, müssen die alten Herren halt noch nen paar Auftritte hinlegen.

    Das ist nix schlimmes, entblöden in aller Öffentlichkeit tun viele, Zeitgeist sozusagen.  Jeder hat ja die freie Wahl wo er hinklickt und wenn sich einer die "Literatur" von Herrn Grass freiwilig antut soll er sich nich anschließend beklagen^^. Finde ich. Genau so oder so ähnlich wie wenn nen Verein Otto Rehhagel als Trainer usw. :-)

  • RE: alles lüge

    Wanli, 27.05.2012 11:52, Antwort auf #6
    #7

    Naja, noch nie - da würde ich schon widersprechen. Sein Problem ist halt, dass er immer nur den gleichen Ton anschlägt in seinen Büchern, und der nutzt sich eben ab. Deshalb ist mittlerweile meist Langeweile angesagt, wenn er mal wieder ein neues Werk rausbringt. Dass der Mann von der Persönlichkeit her ein eitler Kotzbrocken ist, macht seine Werke auch nicht sympathischer.

    Und zieh mir hier nicht über Otto Rehhagel her - der hat in seiner Karriere schon so manches Meisterstück geliefert. Mittlerweile ist er aber tatsächlich wohl ne Art Grass des Fußballs. Beide sollten einfach wissen, wann man besser abtritt, aber Rehhagels ist und bleibt deutlich sympathischer als der zweitgrößte Schriftsteller aus Lübeck.

  • RE: alles lüge

    Wanli, 27.05.2012 14:27, Antwort auf #7
    #8

    Schauen wir uns das neueste Werk des Nobelpreisträgers doch genauer an:

    Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
    bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh.

    Unterschwellig mal wieder: Der ominöse "Markt" ist an allem Schuld, nicht etwa die Tatsache, dass ein Land hier extrem über seine Verhältnisse gelebt hat. Was ist denn der Markt? Fordert Günter auch, dass seine eigene Lebensversicherung sein Geld in griechischen Anleihen anlegt?

    Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht
    den Gürtel enger und enger schnallt.

    Wenn es allein nach den Buchstaben der Verträge ginge, dann wäre Griechenland schon längst völlig erledigt. EZB und EU haben dieses Recht (sinnvollerweise) im Sinne Griechenlands gebeugt.

    Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge
    alles, was gülden glänzt gehortet in Deinen Tresoren.

    Man weiß mal wieder nicht genau, wer hier gemeint ist: Wenn es die europäischen Banken oder die EZB sind, dann lässt sich wohl sagen, dass die in ihren Tresoren weniger griechisches Gold horten als vielmehr relativ wertloses griechisches Papier, das sie mit echtem Geld überteuert gekauft haben. Wenn Grass die wohlhabenderen Griechen meint, die ihre Ersparnisse ins Ausland schaffen, dann hat er wohl nicht ganz unrecht - das passt dann aber nicht mehr so sauber in die das Gedicht durchziehende Dichotomie von europäischen Tätern und griechischen Opfern.

    Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter,
    deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.

    Bizarr. Vielleicht ein Versuch, auch den bildungsbeflissenen Studienrat mit ins Boot zu holendeswegenvielleicht auch die Anspielungen auf Antigonie und Iphigenie. Oder letztere vielleicht nur deshalb, weil Grass Goethe-Worte einbauen kann, die er ansonsten so schön wohl kaum selbst hingekriegt hätte.

    Das ganze Gedicht scheint vom Gedanken durchdrungen, aufgrund der zivilisatorischen Verdienste des antiken Griechenlands müsste das moderne Land anders, nachsichtiger behandelt werden. Ich kenne so einige Texte der politischen Philosophie, die sich mit dem Thema Verteilungsgerechtigkeit befassen, aber nur eine "Denkschule", die aus der - angeblichen oder tatsächlichen - geschichlichen Größe eines Volkes Rückschlüsse auf eine gerechte Verteilung von Gütern zieht: die völkische. Grass kehrt zu den Denkmustern seiner Jugend zurück, wie es scheint...

  • RE: alles lüge

    Mühle zu, 27.05.2012 14:46, Antwort auf #8
    #9

    Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge
    alles, was gülden glänzt gehortet in Deinen Tresoren.

    Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter,
    deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.

    Bravo, lieber wanli, ganz ausgezeichnete analyse dieses gedichtes. Du bist und bleibst ein lichtblick hier im forum!

    Mit derartigen stümpereien (einmal hat er sich ganz offensichtlich vertippt, es müsste "seinen" statt "deinen" tresoren heißen; die geschichte mit dem verfluchenden chor versteht er wohl selbst nicht) verlässt Grass selbst den olymp.

    Es ist zu hoffen, dass die griechischen wähler den ernst der lage erkennen und nicht glauben, dass derartiges geschreibe die stimmung bei den anderen 16 eurostaaten wiedergibt.

    Diese hat nämlich komplett gedreht und ein wahlsieg der syriza-populisten würde zum stopp jeglicher weiterer geldtransfers und damit zur raschen staatspleite führen.

  • RE: alles lüge

    SoulSupport, 27.05.2012 21:30, Antwort auf #9
    #10

    Also das mit den Tresoren verstehe ich so, dass diese Tresore für unser, auf griechischen Ideen basierendem, Staatsystem stehen auf dessen Grundlage wir in Ruhe Geld scheffeln können (d"em Krösus verwandtes Gefolge
    alles, was gülden glänzt".

    Außerdem erscheint es mir als würde sich bei

    "Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
    bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh."

    das mit "dem Markt nicht gerecht" auf uns zu beziehn die wir, nach Grass' Ansicht zumindest, dem Chaos nahe sind, in das Griechenland bereits gestürzt wurde. Fern sind wir dem Land, insofern wir versuchen die Ereignisse in Griechenland möglichst von uns fernzuhalten bzw eben weniger emotional als rational bis egoistisch zu betrachen.

    Bei den letzten beiden Zeilen bin ich mir auch ziemlich unsicher, allerdings scheint es mir als wäre mit dem Olymp keineswegs Griechenland gemeint.

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