Let's say "Good bye" to the German Green Party! - Solange es noch geht.

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  • RE: Grüner Diesel

    Bergischer, 28.07.2017 13:16, Reply to #20
    #21
    Er hat zudem eine verdammte Pflicht, das Leben und die Gesundheit seiner Bürger zu schützen, bevor er an die Gewinne der Autokonzerne und die Arbeitsplätze von verdammt gut bezahlten Facharbeitern denkt. Wenn er jetzt Fahrverbote in großstädtischen Innenstädten verhindert, rettet er keine Arbeitsplätze und verkauft damit kein einziges Dieselfahrzeug. Er verhindert stattdessen eine radikale Umstellung, die die deutschen Autokonzerne dringend nötig haben und seit Jahrzehnten verschlafen. Seine hilflosen Appelle an die Autoindustrie und Fixierung auf (nicht absehbare) technische Lösungen sind ein Verrat an urgrünen Werten.

    absolut 100 % Übereinstimmung!!! - Um auf das eigentliche Thema: "abnehmende grüne Wähler" zurückzukommen - Es ist genau die Einstellung von Kretschmann, Sorros und anderer vermeindlicher "Realos", die ursächlich dafür ist, dass der Markenkern grüner Politik immer weiter "verwässert" und sich der gemeine Wähler - völlig zu Recht - fragt, worin der Unterschied zu den konventionellen Parteien denn nun liegt und ob überhaupt noch einer vorhanden ist.

    Im Fall des - auch privat dieselfahrenden - MP Kretschmann und seines "Adlatus" B. Palmer (Stichwort: Kohlekraftwerk Brunsbüttel) existieren im politischen Handeln eben de facto keine Unterschiede mehr zu irgendwelche "Spitzen" Politikern von CDU bzw. SPD! - da eint dann wieder alle das ebenso "abgedroschene" wie falsche Argument, der bedrohten Arbeitsplätze. Einfach nur gaga!! ... und das kommt von mir - einem bekennenden Grünen.

    P.S. Für alle die, die grünen "Realos" wie Palmer weiterhin begeistert zujubeln, empfehle ich einen Blick in den Klima Lügendetektor [klima-luegendetektor.de].

  • RE: Grüner Diesel

    Eckhart, 28.07.2017 13:34, Reply to #20
    #22

    Mir schleierhaft wie so viele hier auf Kretschmann und die Grünen schimpfen können.Dobrindt ist als Verkehrsminister ein Totalversager.
    Die Autoindustrie betrügt und lügt. Deutsche Manager sitzen in den USA in Haft. Alleine VW hat 20 Milliarden an Entschädigungen u zahlen (bisher). Doch nicht wegen den Grünen, sondern weil sie wider besseres Wissen Dreckschleudern verkauft haben, die jährlich zigtausend COPD und Asthma-Tote produzieren, die den hiesigen PS-Fetisischten halt Scheißegal sind. Selber schuld, wer sich nur eine Wohnung an den Hauptzufahrstsstraßen leisten kann.....

    Übrigens kommen jetzt Fahrverbote für nicht nachgerüstete Diesel. Nicht wegen den Grünen, sondern wegen der Betrüger. Und ausbaden tun es die Autokunden die den Zusicherungen der Industrie und Dobrindt vertraut haben.
    Und wer gerade einen Porsche Cayenne bestellt hat, muss erst noch ein wenig warten.
    Es geht nicht um niedliche Schummelsoftware, sondern um vorsätzlichen Betrug.

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.luftreinhaltung-in-stuttgart-umwelthilf e-gewinnt-prozess-um-fahrverbote.e739ff5c-3eaf-4b1e-9b60-5bf784e18425.html?reduc ed=true

  • RE: Grüner Diesel

    Eckhart, 28.07.2017 13:39, Reply to #22
    #23

    Es gibt eine Lobby für die Arbeitsplätze von morgen: Bündnis 90/Die Grünen. Trickserei sichert keine Wettbewerbsfähigkeit. Die Zukunft des Autos ist grün und vernetzt. Wer diese Entwicklung mit Gewalt aufhält, gefährdet nachhaltigen Wohlstand in diesem Land. Industriepolitik braucht Köpfchen, keine Kartelle.
    Viele Länder setzen das Enddatum für Verbrennungsmotoren. Und Deutschland dackelt hinterher, oder gestaltet mit.Warum kein Zutrauen in Ingenieure und Wirtschaft, in die Innovationskraft, die Zukunft aus Deutschland mitgestalten zu können?
    Stattdessen rennen unsere GroKo-Politiker nach China und betteln um Aufschub für die E-Auto-Quote.
    Mit so einer unfähigen Regierung wird Stuttgart und Wolfsburg zum nächsten Detroit. :-(

    In der Zeit stand gestern:
    "Welche Folgen hat es eigentlich für Deutschland, dass die Grünen seit zwölf Jahren im Bund nicht mitregieren? Ganz einfach: Es ist ein mittleres ökonomisches und ökologisches Desaster."Zumindest drüber nachdenken kann man, in welchen Sektoren wir uns noch abhängen lassen sollen.

  • RE: Grüner Diesel

    drui (MdPB), 28.07.2017 15:28, Reply to #22
    #24

    Mir schleierhaft wie so viele hier auf Kretschmann und die Grünen schimpfen können.Dobrindt ist als Verkehrsminister ein Totalversager.

    Du hast ja Recht, aber von einem CSUler erwarte ich nichts anderes als Versagen, Korruption und Trunkenheit am Steuer, vom ersten grünen Ministerpräsidenten habe ich mir mehr erhofft.

    Palmer benutzt inzwischen übrigens ein E-Bike, den Hybrid-PKW hat er eingemottet, immerhin. Das ökologische Gewissen war immer die einzige Konstante und der kleinste gemeinsame Nenner bei den Grünen, wenn sie den verspielen, werden sie statt zur Volkspartei zur APO. Halt eine APO ohne Thema. Die Betrüger sitzen in den Autokonzernen und teilweise in den Ministerien und staatlichen Kontrollorganen, die Grünen müssten spätestens jetzt auf Rücktritte und Strafen dringen. Das wäre eine große Wahlkampfchance für die Grünen gewesen, die sie eben verspielen.

  • RE: Grüner Diesel

    sorros, 28.07.2017 15:40, Reply to #24
    #25

    Cem ist vorne, wenn es um Elektroautos geht. Eine sehr gute Leistung der Bundespartei. Winfried macht eine sehr gute Förderung der Elektromobilität mit Schwerpunkten auf dem Umweltverbund und Boris Palmer hat eine Abwrackprämie für Motorroller zugunsten von E-Rollern und unser grüner Umweltsenator Lohse aus Bremen hat bei und mit der Umweltmisterkonferenz eine Elektrobusprämie vom Bund gefordert.
    Toni ist ein sehr glaubwürdiger Kritiker der Autokonzerne.
    Und Winfried versucht verantwortungsbewußt die Autokonzern und damit die Arbeitsplätze bei ihrer Transformation zu fordern und zu fördern.
    Natürlich haben sie ihn beschissen, aber ein vernünftiger Ministerpräsident, kann nicht immer großmäulig irgendetwas fordern. Er ist eben kein Seehofer.
    Natürlich wird jetzt der Tonfall rauher und das ist auch begründet, aber genau deshalb wird man Winfried jetzt auch eine härtere Gangart zugestehen.
    Alles richtig gemacht, nur nicht für Leute wie Dich Drui, denen große Schreiereien lieber sind, als Ergebnisse.
    Und denen die Sorgen der normalen Leute am Arsch vorbei gehen.

  • RE: Grüner Diesel

    sorros, 28.07.2017 18:55, Reply to #25
    #26
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    Bundesregierung:

    Mit den Grünen wär das nicht passiert

    Zwölf Jahre Bundesregierung ohne die Ökopartei. Und wo steht Deutschland jetzt? Seine Autoindustrie steckt im Diesel-Desaster, seine Kohle vergiftet die Atmosphäre, seine Fleischwirtschaft quält Tier und Mensch. Die bittere Bilanz einer politischen Havarie

    Von Bernd Ulrich

    DIE ZEIT Nr.31/2017, 27. Juli 2017

    Seit vielen Jahren ist Deutschland nun schon verdächtig erfolgreich. Fast alle anderen westlichen Staaten gerieten in ökonomische Krisen, nur hier kamen sie – bisher – partout nicht an. Und dann gilt das Land auch noch als ökologischer Vorreiter, deutsches Wachstum ist ethisch wertvoll, man exportiert nicht bloß Maschinen, sondern auch noch Moral. Hurra.

    Diese Bestandsaufnahme wirft allerdings heimlich bange Fragen auf: Kann es auf Dauer sein, dass die großen deutschen Unternehmen vom eigenen Erfolg nicht verwöhnt sind? Ist es möglich, dass man dermaßen schwere und PS-starke Autos baut und exportiert und alles dennoch umweltgerecht bleibt? Spricht irgendetwas dafür, dass sich die regierende Politik – zumal wenn sie in großer Koalition vor sich hin mehrheitet – von so viel Erfolg nie blenden lässt und die deutsche Industrie immerzu und unermüdlich unter heilsamen Druck setzt?

    Spätestens mit der Ausweitung des deutschen Dieselskandals wurde offensichtlich, wie die Antworten lauten: nein, nein und nochmals nein! Die deutsche Autoindustrie ist selbstgefällig geworden, das Land ist weit weniger ökologisch, als es glaubt, und die Bundesregierungen der letzten Zeit mit Angela Merkel an der Spitze haben viel zu wenig getan, um daran etwas zu ändern.

    Eine weitere, für das Schicksal der Republik wesentliche Frage beantwortet sich nun ebenfalls wie von selbst: Welche Folgen hat es eigentlich für Deutschland, dass die Grünen seit zwölf Jahren im Bund nicht mitregieren? Ganz einfach: Es ist ein mittleres ökonomisches und ökologisches Desaster.

    Betrügen, vertuschen, verschweigen – und die Politik schaut weg

    Der Dieselskandal bringt es auf den Punkt. Weil die Autoflotten von BMW, Mercedes, VW, Audi und Porsche schwer sind und stark motorisiert, stehen die Hersteller seit Jahren durch die CO₂-Normen der EU unter gewaltigem Druck. Anstatt nun aber rechtzeitig auf Elektro- und Hybridmodelle umzusteigen und die Zusammensetzung der Flotten umweltverträglicher und menschengerechter zu gestalten, gingen die Konzerne mit voller Kraft in die Diesel-Produktion und -Propaganda.

    Tatsächlich stoßen Dieselmotoren weniger Kohlendioxid aus, dafür allerdings mehr Stickoxide und Feinstaub, was wiederum gegen andere Vorschriften verstößt und vor allem gegen den Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf Gesundheit. Der Ausweg aus diesem Dilemma hieß für die Autofirmen offensichtlich: Betrug und Kartell, Vertuschen und Verschweigen. Und die Politik hat den kurzsichtigen Interessen der Konzerne gedient und bei deren Machenschaften weggeschaut. Zusammen haben sie sich eingesponnen in eine Scheinwelt aus verfälschenden Messungen und gedopten Autos.

    Der Schaden ist gigantisch. Der Diesel ist tot, viele Millionen schon produzierter Fahrzeuge sind entwertet, Entwicklungsgelder wurden verschwendet; jetzt muss mit Milliardenaufwand nachgerüstet werden, und auch dann müssen sich die Fahrer als Umweltfrevler fühlen. Diesel wird künftig in etwa so populär sein wie frittierte Innereien. Der Imageschaden für die wichtigste deutsche Industrie ist geeignet, die ganze Marke Germany in Mitleidenschaft zu ziehen.

    Nicht zuletzt: All die Entscheidungen und Unterlassungen, die Deutschland in diese Krise geführt haben, wurden begründet mit dem Arbeitsplatz-Argument. Doch was jetzt am meisten gefährdet ist, das sind: Arbeitsplätze.

    Wer nach den politischen Ursachen für diese Fehlentwicklung sucht, der landet schnell bei einem Zitat des ehemaligen FDP-Vorsitzenden und damaligen Außenministers Guido Westerwelle aus dem Jahre 2013: "Wir verstehen uns ausdrücklich als Dienstleister der deutschen Unternehmen." Genau! Nicht etwa als Korrektiv, als Antreiber, als Counterpart, als Supervisor. Nein: Dienstleister. Seinerzeit bedankte sich der VW-Chef Martin Winterkorn, mittlerweile selbst vom VW-Skandal verschlungen, für die "vielfältige Unterstützung" seitens der schwarz-gelben Koalition.

    Die stets wirtschaftsdienerische FDP steht mit ihrem Regierungsverständnis keineswegs allein. Die SPD zum Beispiel ist eng verwoben mit VW, von den automobilindustriellen Verstrickungen der Union ganz zu schweigen. Und die Bundesländer Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sind zu schwach, um ihren jeweiligen Konzernen entgegenzutreten, selbst wo sie von Grünen mitregiert werden. Sogar der viel gelobte Winfried Kretschmann wurde darüber zur Geisel der Auto-Lobby.

    Die Grünen nerven

    Woran es in all den Jahren autopolitischer Fehlentwicklung wirklich mangelte, das waren: Grüne in der Bundesregierung. Wenn überhaupt jemand die Autokonzerne rechtzeitig aus dem Dieselwahn hätte reißen und zu ihrem eigenen Besten zwingen können, dann die Partei der ökologischen Sache und der langen Sicht, ausgestattet mit bundespolitischer Macht.

    Ohne Zweifel ist es gut, wenn Parteien immer mal wieder in der Opposition landen. (Was im Übrigen nicht nur für die Grünen gilt, sondern auch für die Union.) Doch hat die zeitlich überdehnte Regierungsabstinenz der Ökopartei mittlerweile einfach zu hohe Kosten verursacht – weniger für die Grünen als für die deutsche Ökonomie und die heimatliche Natur.

    Denn selbstverständlich ist die Krise der deutschen Autoindustrie nicht der einzige Fall ökologischer Kurzsichtigkeit mit ökonomisch fatalen Folgekosten. Den nächstgrößeren stellt der Schlingerkurs der von Angela Merkel geführten Regierungen in der Atom- und Energiepolitik dar. Im Jahre 2000 hatte die rot-grüne Vorgängerregierung einen Atomausstieg und eine allmähliche Kehrtwende der deutschen Energiepolitik beschlossen. Zehn Jahre später entschied die schwarz-gelbe Koalition – das Ohr stets an den Lippen der Energiekonzern-Bosse –, aus diesem Ausstieg wieder auszusteigen. Nur um ein Jahr später aus diesem Ausstieg aus dem Ausstieg wiederum auszusteigen, wofür ein Atomunfall im fernen Japan als Anlass diente. Dieses Hin und Her hat die Energiewende für die Verbraucher noch teurer gemacht, als es ohnehin nötig gewesen wäre (immerhin handelt es sich um eine gigantische Zukunftsinvestition).

    Merkels Politik: Zu spät, zu wenig – und dann holterdiepolter

    Kein Wunder also, dass das Image der Energiewende ob dieser chaotischen Politik recht schlecht ist. Paradox scheint hingegen, dass solcherlei oft den Grünen angelastet wird, denen man unbesehen unterstellt, sie würden, wenn sie könnten, alles noch abrupter und schmerzhafter umbauen. Das Gegenteil ist richtig: Sowohl die Energiewende als auch die nun anstehende Auto-Wende wären mit Grünen in der Regierung vermutlich sanfter verlaufen, einfach weil man sie früher begonnen hätte.

    Es wird oft behauptet, die Grünen seien zurzeit deswegen in der Krise, weil die Bundeskanzlerin ohnehin schon "grüne Politik" mache. Da ist etwas dran, was die Richtung angeht, blickt man beispielsweise auf Energiewende, gesellschaftliche Liberalisierung oder Flüchtlingspolitik. Doch tragen die Schwächen der Kanzlerin stets zwei Überschriften: ZU SPÄT! ZU WENIG! Was dann regelmäßig zu Holterdiepolter führt. Ihre bisherigen Koalitionspartner, FDP und SPD, vermochten wenig daran zu ändern.

    Ja, die Grünen nerven, bei ihnen tummeln sich überproportional viele Rechthaber. Noch unangenehmer an ihnen jedoch ist, dass sie in sehr, sehr vielen wichtigen Fragen tatsächlich recht hatten. Ob bei der Ernährung, der Atomenergie, der Vergewaltigung in der Ehe, der Homo-Ehe, der Massentierhaltung, dem Plastik, der Mülltrennung, der fahrradgerechten Stadt – sie lagen richtig. Früher Grün und mehr Grün wäre oftmals besser gewesen, ökonomisch wie ökologisch.

    Deutschland hat sich angewöhnt, sich selbst als besonders ökologisches Land zu betrachten. Das ist schamlos übertrieben, etwa wenn man bedenkt, dass sogar die Bestimmungen des Pariser Klimavertrages von unserer Seite nicht mehr zu schaffen sein dürften. Doch der Natur ist es ohnehin egal, ob ein Land sich selbst ökologisch findet oder nicht. In Deutschland sind Hunderte Arten von der Ausrottung bedroht, in wackeren deutschen Möhren finden sich Mikrofasern, für unsere Schweineproduktion werden in Lateinamerika die Wälder abgeholzt, die Zahl der Insekten nimmt dramatisch ab, über die Zukunft der Bienen (unserer wichtigsten Erntehelfer) rätseln die Experten. Und wenn Sie irgendwo noch einen Rotmilan oder einen Feldhasen sehen, rufen Sie an! – Immerhin stieg die Fleischproduktion auf zuletzt 8,24 Millionen Tonnen, ist ja auch was mit Tier.

    Das ist Deutschland.

    Die Öffentlichkeit hat sich angewöhnt, die Wahrheit in der Mitte zu suchen, etwa zwischen radikalen Ökologen und skrupellosen Fleischindustriellen. Bei der Ökologie liegt die Wahrheit aber nicht in der Mitte, sie schwimmt in den Flüssen, sie schwebt in der Luft, sie nistet in unseren Lungen und Knochen.

    Lieber Didaktik als Diktatur

    Zugegeben, schwer zu ertragen – besonders für liberal Gesinnte – ist an den Grünen auch der oberlehrerhafte, volkspädagogische Stil. Die Aversion gegen diesen Charakterzug entlud sich im vergangenen Bundestagswahlkampf am Stichwort "Veggie-Day". Wollten die Grünen da etwa den Menschen vorschreiben, was sie zu essen haben? Nun, die komplett grünenfreien Bundesregierungen der letzten zwölf Jahre haben die widerwärtige deutsche Fleischindustrie nach Kräften gefördert, der amtierende Landwirtschaftsminister von der CSU lässt sich selten ohne einen kleinen Fleischberg fotografieren. Und was ist das zu erwartende Ergebnis? Zu viel Nitrat im Grundwasser und höhere Trinkwasserpreise (wegen der erhöhten Reinigungskosten). Zudem drohen Strafen seitens der EU. Alles Kosten der Fleischwirtschaft, die auch die Vegetarier mitbezahlen: Kollektivhaftung mithin. Ist das liberal?

    Was die Volkspädagogik angeht, so muss man auf die Grünen gewiss immer ein Auge haben, doch im Prinzip gilt in ökologischen Fragen: Der sanfte Druck von heute vermeidet die Zwangsmaßnahme von morgen. Oder, deutlicher: Lieber Didaktik als Diktatur.

    Möglicherweise ist die Öffentlichkeit ähnlich bequem wie die deutsche Autoindustrie. Jedenfalls werden Schwächen und Misserfolge von Parteien stets und vollständig aus den Taten und Eigenschaften des Personals abgeleitet. Das fällt leicht, denn die Politiker machen immer Fehler, Parteien haben immer schlechte Eigenschaften. Dies gilt auch für die bei niedrigen Umfragewerten vor sich hin dümpelnden Grünen, denen nachgesagt wird, sie seien langweilig geworden, was stimmt.

    Doch die sieben Prozent der Grünen könnte man ebenso gut als Gradmesser der ökologischen Verdrängungsleistung der Deutschen nehmen, als Ausweis von wachsender Realitätsblindheit und umweltpolitischer Selbstgefälligkeit. Dann wären diese sieben Prozent Anlass zu einer neuenGesellschaftskritik statt zur immer gleichen Grünenkritik. Der Vorwurf an die Ökopartei, ihr mangele es an Unterhaltsamkeit, sagt wenig über die Grünen aus, aber alles über die Kritiker und ihre Kriterien.

    Was muss noch geschehen in der Welt und in der Natur, wie viele Hitzerekord-Sommer in Europa, abbrechende Gletscher in der Antarktis und tote Korallenriffe in der Südsee braucht es, bis die Politik nicht länger als eine Fortsetzung der Unterhaltungsindustrie mit schlechteren Mitteln angesehen wird? Zumal man doch mit politischen Entertainment-Größen wie Guido Westerwelle, Peer Steinbrück oder Karl-Theodor zu Guttenberg keine allzu guten Erfahrungen gemacht hat.

    Selbst die deutsche Sozialwissenschaft betrachtet die Grünen oft noch als postmoderne, postmaterielle Partei, die sich um Dinge kümmert, die dann anstehen, wenn materiell alles im Trockenen ist. Dabei beschäftigen sich die Grünen vorwiegend mit der Ernährung, dem Körper, der Luft oder dem Wasser, mit dem denkbar Materiellsten also – während sich andere Parteien, insbesondere die populistischen, doch etwas übermäßig mit Geschmacks-, Identitäts- und Sinnfragen herumschlagen: Bedroht der Islam die abendländische Kultur? Warum darf ich nicht "Neger" sagen? Werde ich bei der Steuerprogression um 70 Euro betrogen? Kriege ich WLAN mitten im Wald?

    Der Zustand der Grünen zeigt, dass die Gesellschaft beginnt, ökophob zu werden

    Keine Frage: Irgendwann in den vergangenen zwölf Jahren haben die Grünen ihren Punch verloren, auch ihre umweltpolitische Fokussierung und Radikalität, weil die anderen Parteien, ja die ganze Gesellschaft sich einen relativ grünen Anstrich gegeben haben. Die Grünen wurden, so schien es, Opfer des eigenen Erfolgs. Und so kann man es auch sehen: Zwischen dem Ende der achtziger Jahre, als die Partei ihren ersten Klimawahlkampf startete, und heute ist politisch unglaublich viel passiert, darunter einiges, was sich die Partei auf die Fahnen schreiben kann.

    Gleichzeitig hat sich allerdings das Klima erwärmt. Und das lag eben nicht nur an den anderen, den Chinesen oder den USA, sondern auch an Deutschland.

    Nach den Binnenkriterien der Politik sind die Grünen so dickbärig erfolgreich, dass es fast schon wieder unsympathisch wirkt; mit Blick auf die Natur haben sie hingegen viel zu wenig erreicht. Gefühlte Hegemonie, aber realer Machtverlust: Sie sind eine Partei zwischen Selbstgefälligkeit und Resignation, doch das ist nicht ihre Schuld. Der Zustand der Grünen zeigt, dass die Gesellschaft ökophob zu werden beginnt. Der Zustand der Autoindustrie zeigt, dass dadurch das gesamte deutsche Erfolgsmodell in Gefahr gerät.

    http://www.zeit.de/2017/31/bundesregierung-umweltschutz-autoindustrie-die-gruene n/komplettansicht

  • Aus der Zeit gefallen

    Prabhu, 29.07.2017 00:27, Reply to #26
    #27

    Grüne sind aus der Zeit gefallen. Positionen in Flüchtlingspolitik und Sicherheitspolitik schwer vermittelbar.

    https://www.welt.de/debatte/kommentare/article167104581/Die-Gruenen-sind-aus-der -Zeit-gefallen.html

    Alle anderen Parteien haben ihre Positionen zur Flüchtlings- und Sicherheitskrise angepasst. Nur die Ökopaxe reden, als wäre alles so easy wie früher. In unserer Zeit sind sie noch nicht angekommen.

  • RE: Grüner Diesel

    drui (MdPB), 29.07.2017 00:48, Reply to #25
    #28

    Und denen die Sorgen der normalen Leute am Arsch vorbei gehen.

    Wer sind denn diese "normalen Leute"? Leute in den Autokonzernen, die der MP "bei der Transformation" (welche Transformation?) über die Jahre so fördert und fordert? Wohl nicht die Leute, die unter Feinstaub leiden oder von Mercedes-Limousien totgefahren werden? "Alles richtig gemacht", wenn die Partei seit Jahren absackt, das Profil verwässert und beste Wahlkampfchancen liegen gelassen werden?

    Dein Statement ist genau die grüne Arroganz, die sie für immer mehr Wähler unwählbar macht. Du müsstest eigentlich Kritiker wie mich (kein Parteimitglied, Wechselwähler, bisweilen auch Grünenwähler) überzeugen oder zumindest ernst nehmen, meinetwegen als "Schreier". Du musst mich auch nicht überzeugen, dass die Grünen ökologischer regieren könnten als Union, SPD und FDP. Die Zeit-Argumente wirken - abseits der Regierungskritik - elitär und selbstbefriedigend. Die Grünen kommen mit 5-7% eben nicht mehr in Regierungen. Außer, sie spielen die grüne CDU, so wie Merkel erfolgreich die Klimakanzlerin spielt. Mit Eurer Unfähigkeit zur Selbtskritik und der desaströsen Kommunikation schadet ihr Euch selbst. Es reicht nicht, davon überzeugt zu sein immer Recht zu haben, man muss auch erfolgreich Wahlkampf machen und Andere überzeugen. Ökologische Katastrophen und darauf bezogene ökonomische Katastrophen (wie der drohende Kollaps der deutschen Autoindustrie oder der vollzogene Kollaps der Atomindustrie) wird es immer wieder geben. Profitieren können die Grünen politisch davon nur, wenn sie glaubwürdig sind (wie nach Fukushima). Das sehe ich derzeit nicht, nachdem zu viele Grüne mit den Bad Boys schmutzige Deals gemacht haben. Und Kretschmann eine grüne Revolution der Autoindustrie aus Feigheit eher bremst als fördert.

    Edit:

    Und das meine ich damit:

    Winfried Kretschmann, Baden-Württembergs [sueddeutsche.de] grüner Ministerpräsident, lässt sich nicht davon abbringen: Es gebe den "sauberen Diesel". Er mag nicht glauben, dass ihn Automanager belügen, wenn sie ihm neue, abgasarme Diesel-Fahrzeuge vorstellen.

    http://www.sueddeutsche.de/auto/abgasskandal-deutschland-in-der-diesel-daemmerun g-1.3607739

    Er ist damit der beste Wahlkämpfer im Bundestagswahlkampf, für die Gegner der Grünen.

  • RE: Grüner Diesel

    sorros, 29.07.2017 01:39, Reply to #28
    #29

    Ich bin keineswegs davon überzeugt immer Recht zu haben, drui.
    Ich bin nur vollständig überzeugt davon, daß linksradikale Schwätzer wie Du in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts stehen geblieben sind.
    Du hast Nichts zur Weiterentwicklung der Grünen und schon gar nicht der Gesellschaft beizutragen. Ihr könnt Entwicklungen nur verzögern, und damit noch disruptiver machen. Das aber ist schlecht für die Menschen.
    Und ob die Spannbreite von Kretschmann bis Hofreiter uns nutzt oder schadet werden wir ja sehen.

  • RE: Grüner Diesel

    last-exit, 29.07.2017 02:53, Reply to #29
    #30

    Versucht mal, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen:

    Was schadet den Grünen mehr? Wenn sie oberlehrerhaft, fast alles besser wissend daherkommen, als spaßbefreite Verbotspolitiker? Oder wenn sie einen realistischen Kurs einschlagen, der sie in die Mitte der Gesellschaft trägt?

    In beiden Fällen muss die Partei für die eigene Person nicht wählbar sein. (Das trifft auf mich zu) Dennoch kann ich versuchen zu beurteilen, was ihr nützlich ist und was nicht. (Kritischer betrachtet: Was macht die Grünen in Kürze überflüssig?)

    Übrigens: Wem die Grünen längst viel zu etabliert und angepasst sind, der macht sein Kreuz halt bei der Linkspartei (Oder wo sonst auch immer)

    Sorros Weg ist durchaus interessant. Raubt er den Grünen jäh das Unnötige, ideologisch Verbrämte und öffnet sie neuen Wählerschichten. Sorros erkennt m.E. sehr genau, aus welcher Richtung die ernste Gefahr droht. Das grüne Spitzenpersonal verkennt die Gefahr. Es findet sich Meilen, vermutlich Äonen entfernt und rennt scheuklappenblind ins eigene Verderben.

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