United Kingdom General Election 2019

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  • RE: Alles klar / hier kam die Flut

    Wanli, 13.12.2019 22:44, Reply to #149

    Nach der Europawahl sah es zudem kurz mal so aus, als ob die Libdems die klar größte Oppositionspartei werden könnte und wer weiß, sie hätte sich da ev. besser geschlagen als Labour, zumindest im Süden und in Schottland.

    Du nimmst den Einwand ja schon vorweg: In einem Land, in dem über 400 von 650 Wahlkreisen für Leave gestimmt haben, ist es einfach keine erfolgversprechende Strategie, nur über den Brexit zu reden und Remain-Fahnen schwenkend durch den Wahlkampf zu ziehen.

    Im Grundsatz fand ich den Labouransatz - Wir stellen nach der Wahl beide Optionen zur Wahl, aber denkt bitte vor allem mal über wichtigere Themen nach, liebe Wähler! - durchaus nachvollziehbar, noch die beste Botschaft in einer strategisch schwierigen Lage.

    Aber Corbyn und seine Clique haben ihren Fokus auf gesellschaftliche Ungleichheit und Fehlentwicklungen insofern vermasselt, als sie - wie jenseits des großen Teichs auch Bernie Sanders - im Zweifelsfall so viele soziale Wohltaten versprechen, dass die Bedürftigeren den Überblick verlieren oder die Versprechen nicht mehr ernst nehmen und die Mittelklasse den Wirtschaftscrash fürchtet.

    Dazu natürlich noch die Tendenz zum Dogmatismus mancher Labourfans, die eiserne Durchsetzung des neuen Linkskurses unter Beiseitedrängung moderaterer Kritiker, die Blindheit für zweifelhafte (etwa antisemitische) Ansichten vieler Unterstützer.

    Man kann es wirklich nicht besser ausdrücken als Neil Kinnock beim Labourparteitag 1985:

    I'll tell you what happens with impossible promises. You start with far-fetched resolutions. They are then pickled into a rigid dogma, a code, and you go through the years sticking to that, outdated, misplaced, irrelevant to the real needs [...].

    I am telling you, no matter how entertaining, how fulfilling to short-term egos – you can't play politics with people's jobs and with people's services or with their homes.

    https://www.youtube.com/watch?v=v9d7ahKWcsM

    EDIT

    Vielleicht solltet ihr euch mal damit beschäftigen, dass die Wähler schlicht Personen wie Johnson bevorzugen, weil sie die besseren Argumente haben.

    Welche denn? Lass mal hören!

    EDIT 2

    Eine aktuelle und beißende Abrechnung mit dem Corbynismus:

    https://www.theguardian.com/commentisfree/2019/dec/13/corbynism-labour-left-part y

  • RE: Alles klar / hier kam die Flut

    FreundvonLI, 13.12.2019 23:51, Reply to #151
    Welche denn? Lass mal hören!

    Die in freiheitlichen Kreisen durchaus geschätzte Situation, komplett eigenständig über die eigene Politik entscheiden zu dürfen, mit allen Konsequenzen, die daraus folgen.

  • RE: Alles klar / hier kam die Flut

    W.I.Uljanow, 14.12.2019 02:05, Reply to #152

    Das Hauptproblem für das Labourdesaster war mMn schlicht, dass sie das Ergebnis der Brexit-Abstimmung nicht zur Kenntnis genommen haben. Sie konnten sich nicht dazu durchringen, zu sagen, wir sind geteilter Meinung über den Brexit, aber wir werden die Umsetzung der Mehrheitsposition nicht behindern. Hätten sie May zur Mehrheit verholfen, gäbs keinen Johnson als PM,. gäbs keine Wahlen und wenn die nächsten regulären Wahlen anstehen, ist das Thema vom Tisch oder möglicherweise sogar hilfreich wenns angekündigte Probleme im UK dann geben sollte. Dass die von Johnson angekündigte endliche Umsetzung der Brexitabstimmung Labour in dieses Desaster geführt hat, liegt an Labour selbst und nicht an Personen oder Programmen!

  • Nichts gelernt? - Richtig! Allerdings primär auf dem Festland

    gruener (Luddit), 14.12.2019 03:07, Reply to #150
    En marche mit Macron, die deutschen Grünen mit Habeck und Baerbock sind Beispiele dafür.

    Was genau ist an diesen Personen bzw. politischen Inhalten besser als an Johnson und dem Brexit? Ihr diskutiert wie so oft aus einer Position heraus, in der es sonnenklar ist, dass der Brexit nicht sinnvoll sei. Vielleicht solltet ihr euch mal damit beschäftigen, dass die Wähler schlicht Personen wie Johnson bevorzugen, weil sie die besseren Argumente haben.

    im grunde ist es etwas beschämend, dass man die eigene beschreibung des britischen wahlergebnisses einleiten muss mit einem postzitst von rechtsaußen.

    während sich der rest aber darin ergießt, über das ergebnis zu jammern, verzweifelt innerhalb der tories nach rassisten und nazis und frauenfeinden sucht und irgendwie auch die welt nicht mehr versteht - und die briten schon einmal gar nicht, wirft das zitat zumindest in ansätzen die richtigen fragen auf.

    wenn der beitrag auch die vlt. entscheidende frage auslässt: wie kann es angehen, dass vor allem personen, die in ihren jungen jahren begeistert den britischen beitritt in die eu gefeiert haben, selbigen plötzlich ins gegenteil verwandeln? - kleiner tipp an die widersacher: bse und die verspäteten folgen. what else?

    daneben ist die eingangsfrage leichter zu beantworten: die genannten personen agieren pro-eu. damit sind sie auf dem festland everybody's darling, insbesondere der medien. man verzeiht ihnen so gut wie alles und da sie zusätzlich noch bedingungslos einen auf klima machen...

    ich empfehle - ja, ich weiß, ich kämpfe gegen windmühlen an - in diesem kontext das gestrige morning briefing von gabor steingart, der einmal mehr den brexit gegen den medialen wie politischen strich bürstet: Das vorsätzliche Nichtverstehen der britischen Motive dominiert auch in diesen frühen Morgenstunden. Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen haben ein Interesse daran, die britischen Wähler wahlweise als töricht, bösartig oder tollkühn erscheinen zu lassen. Sie wollen verhindern, dass der britische Poltergeist über die Nordsee den Weg zu uns findet. - und die diskussion zusammenfasst in "Sieben Missverständnisse, die man den Deutschen daher als Fakten einzureden versucht". wäre die abhandlung von mir, ich hätte nicht von missverständnissen gesprochen, sondern von gezielten lügenkampagnen - wie auch immer: unbedingt lesenswert. steingarts fazit: Die Briten haben der Welt heute Nacht ein Zeichen ihrer geistigen Unabhängigkeit gesendet. Fest steht: Boris Johnson ist nicht der Clown, den Medien aus ihm gemacht haben. Ob er deshalb der große Führer ist, für den er selbst sich hält, muss er jetzt beweisen. Sein Gegenspieler, Labour-Chef Jeremy Corbyn, war es jedenfalls nicht.

    auch das folgende wird vermutlich kaum jemand teilen wollen:

    m.e ist uk gut aufgestellt. wirtschaftlich, aber auch in punkto klimawandel. was strafverschärfend - aus unserer sicht - hinzukommt: uk weist eine negative exportbilanz ggü. der eu aus. sprich: es exportiert weniger aufs europäische festland als umgekehrt. die wirklichen exportschlager sind vor allem luxusgüter. süffisant angemerkt: der feine single malt whisky wird auch gesoffen, wenn man für die flasche 10 euro mehr ausgeben muss, und ob die exquisite old english marmalade nun 4 euro oder 4,50 euro das glas kostet: who cares? - der umkehrschluss wird jedoch nicht so leicht gelingen, aber das ist weniger das problem der briten, mehr der eu. --- daneben gilt u.u. die sehr nüchternde einschätzung des gestrigen handelsblatts - immerhin nüchtern, neutral, was im deutschen medienwäldchen bereits positiv auffällt: Die Folgen des Brexits kann niemand seriös vorhersagen.

    wie auch immer: wir werden sehen, was passiert und wie sich uk einerseits und die rest-eu andererseits entwickeln werden. die nächste krise ist bereits im anmarsch - ökonomisch wie auch im bereich der migration, vor allem aber finanzpolitisch; sie wird der lackmustest sein.

    ich überlasse euch bis dahin das kollektive empören über die vermeintlich dummen, blöden, arroganten etc. briten, konfrontiere euch aber mit einigen ketzerischen thesen:

    in einigen jahren wird manch ein zentraleuropäer froh darüber sein, zusätzlich die britische staatsbürgerschaft zu besitzen

    uk wird über kurz oder lang gestärkt aus dem eu-austritt hervorgehen, womit der brexit zum vorbild für weitere staaten innerhalb der eu werden könnte.

    die eu wird zunehmend an bedeutung verlierens, auch weil sie sich an diversen stellen unnötigerweise "übernehmen" wird - nicht zuletzt beim thema klima. wie hat es steingart doch so elegant in wohlfeile worte gekleidet: Die EU ist – anders als man in Brüssel glaubt – nicht der Nabel der Welt, sondern nur deren Untermieter.

    eine billion euro will die eu bis 2050 für das erreichen der klimaneutralität ausgeben. niemand kann aktuell sagen, woher dieses geld kommen soll, wenn nicht aus der notenpresse der ezb. fakt ist aber: der donnerstag dieser woche bescherte der eu ein unbedeutendes minus von etwa 500 mrd. euro für den eingangs genannten zeitraum. unbedeutend, weil das folgende ebenso fakt ist:

    parallel dazu wird die eu - hier vertreten durch die ezb - monatlich 20 mrd. euro ausgeben, um aktien und anliehen aufzukaufen - pro jahr ist dies die bescheidende summe von 240 mrd. euro. wobei der deutsche steuerzahler jährlich  für einen höheren zweistelligen mrd.-betrag haften wird. hält die ezb dies bis 2050 durch, hätte sie bis dann die stolze summe von etwa 7,5 billionen euro aufgekauft - hey, folks! lasst uns schnell eine ag gründen! - ach ja, an der stelle sei erwähnt: in kürze entscheidet das BVerfG über eine klage des CSU'lers peter gauweiler zu genau dem thema. das gericht hat bereits am ersten verhandlungstage quasi unter der hand durchblicken lassen, dass es die klage für berechtigt halten könnte. da das BVerfG für gewöhnlich den weg der mitte geht, könnte eine mögliche entscheidung lauten: der bundestag muss die ezb-ankäufe jeweils genehmigen. - ja, das wird heiter! die afd federführend, vermutlich zusammen mit linken und fdp gegen den rest der politischen mischpoche. - an der stelle sei ein zweites mal das gestrige handelsblatt zitiert: Die rund 100 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben in den vergangenen zehn Jahren ihre Schulden auf aktuell knapp 800 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Experten fürchten, dass die nächste Finanzkrise durch die Schulden der Unternehmen ausgelöst werden könnte. Fazit: Der Schrecken der Weltfinanzkrise scheint vergessen, das Leben auf Pump feiert weltweit ein gefährliches Comeback - ergänzt werden muss wohl: gefördert durch eine extrem lockere ankaufspolitik der ezb.

    so weit, so gut - oder eben leider auch schlecht.

    wissend, dass in punkto der heiligen kuh eu warnungen und mahnungen ebenso ungehört verhallen - analog zur klimadebatte - erlaube ich mir einen durchaus vergnüglichen rückzug - den eigenen räumlichen exodus derweil durchaus vorbereitend - ganz im sinne des genossen mao, gemütlich und entspannt, gelegentlich eine rauchend am ufer eines flusses sitzend, darauf wartend, dass die leichen der eu-befürworter irgendwann einmal vorbeitreiben. - wären da nur nicht die millionen menschen, die unverschuldet ins elend getrieben werden und die den fluss zuvor dunkelrot einfärben dürften.

    ******

    der letzte absatz wird erneut uk zum thema haben: ich rate boris johnson an, ein zweites referendum zur unabhängigkeit schottlands zuzulassen. es würde ebenso scheitern wie das erste. aber danach gäbe es womöglich eine destruktive nationalitische partei weniger auf der welt: die snp. (bevor jemand unnötigerweise nachhakt: ja, ich sehe einen gewaltigen unterschied zwischen schottland und katalonien.)

    ******

    und nun schütte ich die märkte aus. das war's dann.

  • RE: Alles klar / hier kam die Flut

    gruener (Luddit), 14.12.2019 03:36, Reply to #153

    Das Hauptproblem für das Labourdesaster war mMn schlicht, dass sie das Ergebnis der Brexit-Abstimmung nicht zur Kenntnis genommen haben. Sie konnten sich nicht dazu durchringen, zu sagen, wir sind geteilter Meinung über den Brexit, aber wir werden die Umsetzung der Mehrheitsposition nicht behindern. Hätten sie May zur Mehrheit verholfen, gäbs keinen Johnson als PM,. gäbs keine Wahlen und wenn die nächsten regulären Wahlen anstehen, ist das Thema vom Tisch oder möglicherweise sogar hilfreich wenns angekündigte Probleme im UK dann geben sollte. Dass die von Johnson angekündigte endliche Umsetzung der Brexitabstimmung Labour in dieses Desaster geführt hat, liegt an Labour selbst und nicht an Personen oder Programmen!

    eine gute kurzzusammenfassung.

    damit machst du dir aber nicht unbedingt freunde.

  • RE: Nichts gelernt? - Richtig! Allerdings primär auf dem Festland

    FreundvonLI, 14.12.2019 13:38, Reply to #154
    wenn der beitrag auch die vlt. entscheidende frage auslässt: wie kann es angehen, dass vor allem personen, die in ihren jungen jahren begeistert den britischen beitritt in die eu gefeiert haben, selbigen plötzlich ins gegenteil verwandeln? - kleiner tipp an die widersacher: bse und die verspäteten folgen. what else?

    Könntest du bitte den Zusammenhang zwischen BSE und Brexit genauer erklären?

    Experten fürchten, dass die nächste Finanzkrise durch die Schulden der Unternehmen ausgelöst werden könnte.

    Naja, solange die Zinsen nicht ansteigen, sehe ich diese Gefahr nicht. Die Crash-Propheten sagen doch sowieso seit zehn Jahren voraus, dass der Crash bald komme.

    der letzte absatz wird erneut uk zum thema haben: ich rate boris johnson an, ein zweites referendum zur unabhängigkeit schottlands zuzulassen. es würde ebenso scheitern wie das erste.

    Das sehe ich anders. Beim ersten Referendum gab es den Brexit noch nicht.

  • RE: Nichts gelernt? - Richtig! Allerdings primär auf dem Festland

    gruener (Luddit), 14.12.2019 14:00, Reply to #156
    wenn der beitrag auch die vlt. entscheidende frage auslässt: wie kann es angehen, dass vor allem personen, die in ihren jungen jahren begeistert den britischen beitritt in die eu gefeiert haben, selbigen plötzlich ins gegenteil verwandeln? - kleiner tipp an die widersacher: bse und die verspäteten folgen. what else?

    Könntest du bitte den Zusammenhang zwischen BSE und Brexit genauer erklären?


    es gibt keinen, jedenfalls keinen, der mir bekannt wäre. wenn aber die remainer dies- und jenseits des kanals die briten wg des brexits wiederholt als irre, bekloppt, hirnrisssig und idiotisch abstempeln, dann ist unser einer aufgerufen, denen eine logische und einleuchtende erklärung zu liefern, die sie auch verstehen, damit ihr weltbild niccht völlig aus dem lot gerät. mein vorschlag: der brexit ist eine spätfolge von bse, sozusagen eine vorstufe der c-j krankheit. what else?

  • Blick zurück und nach vorn

    Wanli, 14.12.2019 14:07, Reply to #155

    Das Hauptproblem für das Labourdesaster war mMn schlicht, dass sie das Ergebnis der Brexit-Abstimmung nicht zur Kenntnis genommen haben. Sie konnten sich nicht dazu durchringen, zu sagen, wir sind geteilter Meinung über den Brexit, aber wir werden die Umsetzung der Mehrheitsposition nicht behindern. Hätten sie May zur Mehrheit verholfen, gäbs keinen Johnson als PM,. gäbs keine Wahlen und wenn die nächsten regulären Wahlen anstehen, ist das Thema vom Tisch oder möglicherweise sogar hilfreich wenns angekündigte Probleme im UK dann geben sollte.

    Mit gutem Willen auf beiden Seiten - Theresa Mays Regierung und die Labourführung - hätte man vielleicht tatsächlich einen solchen Brexit durchbringen können  - nach Mays Plan wäre es ja auch ein "weicher" gewesen, das UK wäre größenteils weiterhin im Regelwerk der EU verblieben und im Falle eines Sinneswandels der britischen Bevölkerung hätte man ohne großen Aufwand der EU wieder beitreten können, da man sie gar nicht so wirklich verlassen hat.

    Wäre man so vorgegangen, dann hätte Mays Deal trotz vermutlich zahlreicher Abweichler aus beiden großen Fraktionen wohl eine klare Mehrheit im Unterhaus bekommen. Johnson wäre (so bald) nicht zum Zuge gekommen, die Wahl hätte es nicht gegeben.

    Diese Entwicklung hätte aber beide Parteien und ihre Fraktionen vor eine Zerreißprobe gestellt: Die Labourführung hätte Knatsch nicht nur mit den vielen europafreundlichen MPs, sondern auch mit den zwei Dritteln der Parteimitglieder zu erwarten gehabt, die den Brexit ablehnen; May hätte ebenfalls die Rebellion eines Teils ihrer Fraktion, etwa der European Research Group, fürchten müssen sowie ein weiteres Erstarken der Brexit Party um Farage.

    Wie diese Kräftemessen am Ende dann ausgegangen wären, weiß man nicht.

    Wie schon vor geraumer Zeit gesagt: Vielleicht ist eine Mehrheitsregierung Johnson samt hartem Brexit tatsächlich die beste Möglichkeit, das Thema ad acta zu legen. Schade nur, dass seine Mehrheit so groß ist - nach wie vor hoffe ich ja, dass eine erneuerte Labourparty 2024 vom Wähler den Auftrag bekommt, die Scherben von vierzehn Jahren konservativer Regierung zusammenzukehren.

    EDIT

    Kurzer Zeitplan:

    Ende Januar tritt das UK offiziell aus der EU aus, Johnson wird vermutlich gefeiert wie Churchill am 8.5.1945.

    Dann beginnen die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen, die angeblich ja ganz easy werden sollen. Im Juni hat man längst erkannt, dass das nicht der Fall ist und unter den Konservativen bricht Gezänk aus, ob man denn nun zur Sommerdeadline eine Verlängerung der Verhandlungsfrist beantragen solle (was Johnson im Wahlkampf ausgeschlossen hat) oder nicht. Zu Jahresende läuft die Frist dann ab (wenn nicht im Sommer verlängert wurde) und das UK hat entweder ein monströses Abkommen in Rekordzeit ausgehandelt (Boris jubelt) oder das UK bleibt weitgehend an die Regularien der EU gebunden (Farage und ERG keifen) oder man steht ohne Abkommen da (quasi der No-Deal-Brexit).

    Gut, die Regierung hat eine klare Mehrheit, die Opposition kann / muss dem zu erwartenden Gezerre daher einfach zuschauen und Johnson muss 2020 halt mal zeigen, was er kann. Ein Spaziergang wird das nicht.

    Ach ja, Churchill wurde übrigens am 5.7.1945 abgewählt...

  • RE: Gedanken zum Wahlausgang

    Mirascael, 14.12.2019 14:09, Reply to #143

    Die Rechtspopulisten haben vor allem gewonnen bei:

    - den Männern (48%)

    - und den Ältesten:  65+: 62%

    - 55-64: 49%

    Anscheinend sind das die Teile der englischen Bevölkerung, die besonders empfänglich für Sexismus, Rassismus, Rechtsradikalismus... sind. Je jünger desto weniger der Con-Anteil, Bsp: 18-24: 19%

    Das lässt ein wenig hoffen. Allerdings entdecken ja viele in jungen Jahren vermeindlich Linke mit zunehmenden Alter den Konservatismus oder auch den Rechtsradikalismus für sich.

    Strukturell aber schon anders als in D, wo die Ältesten unterdurchschnittlich rechtsradikal wählen und stattdessen die vglw. gemäßigte CDU* (im Verhältnis zun Con) oder die SPD wählen.

    *Selbstverständlich gibt es bei denen auch haufenweise Rechtspopulisten und sogar Rechtsradikale, allerdings weit weniger ausgeprägt als bei den transformierten englischen Tories.

    Was für ein Stuss - und das auf so vielen Ebenen.

    Erstmal sind weder die Tories noch Boris "Rechtspopulisten" oder gar "rechtsradikal", "sexistisch" und "rassistisch". Komplett irre, an so einen Quatsch zu glauben. Aber so ist das, wenn man linken Fake News, die kein Stück besser sind als Breitbart und Co., auf den Leim geht. Und wie steht es denn um den widerwärtigen Antisemitismus in Labour-Kreisen, in - Stichwort Sexismus - deren Dunstkreis auch die Vertuschung von massenhaften Kindesmissbrauchs durch pakistanische Zuhälterkreise fällt?

    Der Grund dafür, dass ältere Menschen sich im Laufe ihres Lebens tendenziell linken Positionen aufgeben und sich konservativ-liberalen Ansichten annähern ist leicht erklärt: Lebenserfahrung (Weisheit) und ökonomische Alphabetisierung (insbesondere durchs Berufsleben).

    Rechtsradikalismus - und Radikalismus generell - ist ohenhin eine Domäne der Jugend (aktuelles Paradebeispiel: FfF). Wer im Alter noch radikal ist, dem kann man locker attestieren, in seiner geistigen Entwicklung zurückgeblieben zu sein (das waren die DKP-Opas in meinem damailgen Kreisverband definitiv, aber man sieht es z. B. auch heute noch den Teilnehmern an Ostermärschen an).

    Zudem ist es eine Binse, dass junge pubertierende Menschen naiver und anfälliger für ideologische Indoktrination sind als Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und wissen, was es bedeutet, den Lebensunterhalt für sich und seine Famiie zu bestreiten. Auch hier drängen sich zur Veranschaulichung die wohlstandsverwöhnten FfF-Kinder bzw. Jugendlichen als Beispiel auf.

  • RE: Nichts gelernt? - Richtig! Allerdings primär auf dem Festland

    drui (MdPB), 14.12.2019 14:23, Reply to #154

    Die Briten haben der Welt heute Nacht ein Zeichen ihrer geistigen Unabhängigkeit gesendet.

    Das ist mir wieder deutlich zu pauschal und zu absolutistisch. Wer sind denn "die Briten"? Schotten und Nordiren haben klar gegen die Konservativen gestimmt, insgesamt stehen die Brexit-Befürworter bei unter 50% der Stimmen. Ich würde also eher sagen: Großbritannien ist seit dem Referendum geteilt und ein PM wie Johnson wird diese Teilung noch verstärken.

    m.e ist uk gut aufgestellt. wirtschaftlich, aber auch in punkto klimawandel.

    Das ist durchaus richtig, gerade auch beim Klimawandel, aber eben auch Folge der jahrzehntelangen Mitgliedschaft in der EU, und das wird sich wahrscheinlich ändern. Ironischerweise ist der Verlust der britischen Industrie durch Thatcher wohl der größte Beitrag der Politik zur CO2-Reduzierung in Großbritannien. Wenn Boris jetzt noch die Reste der Automobilwirtschaft von der Insel vertreibt, gebührt auch ihm ein Lob.

    der feine single malt whisky wird auch gesoffen, wenn man für die flasche 10 euro mehr ausgeben muss

    Und selbst das muss nicht sein, wenn Schiottland sich längerfristig abspaltet und in der EU verbleibt.

    Die rund 100 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben in den vergangenen zehn Jahren ihre Schulden auf aktuell knapp 800 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

    Das ist eine große Gefahr richtig, und woher kommt die? Aus den USA und Großbritannien, die Zentren der Finanzindustrie. Die britischen Haushalte sind weitaus stärker und zahlreicher verschuldet als im EU-Durchschnitt. Schau dir mal an, wie leicht dort die Immobilienfinanzierung ist und wie beschissen die soziale Absicherung. Beim Eigenkapital der Unternehmen wird es wohl ähnlich aussehen, jedenfalls gibt es in Deutschand keine großen Unternhemen wie im angelsächsischen Raum, die ein Eigenkapital von 1% oder darunter haben, wie z.B. Boeing. Fazit: Bei berechtiger Kritik an der EU auch mal schauen, wie es bei der scheinbar besseren Alternative aussieht!

    der letzte absatz wird erneut uk zum thema haben: ich rate boris johnson an, ein zweites referendum zur unabhängigkeit schottlands zuzulassen. es würde ebenso scheitern wie das erste. aber danach gäbe es womöglich eine destruktive nationalitische partei weniger auf der welt: die snp. (bevor jemand unnötigerweise nachhakt: ja, ich sehe einen gewaltigen unterschied zwischen schottland und katalonien.)

    Das ist uns allen klar, Nationalismus und Regionalismus ist nur gut, wenn er sich gegen die EU richtet (und idealerweise auch noch gegen Nichtraucher, Grüne und den öffentlichen Rundfunk).

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