Beruf: Neonazi

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  • Beruf: Neonazi

    gruener (Luddit), 20.02.2017 02:48
    #1

    ich bin bei recherchen zu einem anderen thema auf einen film von 1993 gestoßen, den ich euch nicht vorenthalten möchte. dafür ist er ein zu wichtiges zeitdokument.

    es handelt sich um einen dokumentarfilm über den ehemaligen neonazi-führer ewald althans.

    der film wurde anfang der 90er heftig kritisiert, weil er die auffassung von althans unkommentiert wiedergab. ich denke: genau das macht den film so wertvoll. unnötige kommentare fehlen in gänze. und althans entlarvt sich im laufe des films selbst. niemand muss dessen geistlosen schwachsinn auch noch unnötigerweise analysieren.

    der film selbst ist harter toback. nichts für weicheier.

    https://www.youtube.com/watch?v=Hveh07u66xs&index=3&list=PL23008A7CDDBF6 F22

    achtung: die ersten minuten des filmes fehlen.

  • RE: Beruf: Neonazi

    Ruebezahl, 03.03.2017 21:11, Reply to #1
    #2

    Zudem hat er sehr eng mit dem Verfassungsschutz zusammen gearbeitet. Er war evtl. sogar ein gut bezahlter Mitarbeiter oder gar Scharfmacher des Verfassungsschutzes.

    Und heute macht der gute Mann einen auf Promotor für Homopartys.

    Ich glaube, der Tüp macht für Geld so ziemlich alles. Aus meiner Sicht 'ne arme Wurscht.

  • RE: Beruf: Neonazi

    Prabhu, 04.03.2017 01:11, Reply to #1
    #3

    Ja, das ist widerlich, vor allem der Auftritt in Auschwitz. Interessant bzw. diskussionswürdig finde ich die Analyse, dass solche Aussagen durch das durch Kohl erzeugte politische Klima ermöglicht wurden:

    "Der Soziologe und Sozialpsychologe Hans-Dieter König untersuchte Beruf Neonazi eingehend mit Methoden der Tiefenhermeneutik. Dabei stellte er fest, dass Althans nicht nur als „bösartiger und zynischer Antisemit“, sondern auch als „smarter und gutaussehender junger Mann“ wahrgenommen werden könne, als „Yuppie-Nazi“, der zugleich „autoritäre, konsumistische und mediale Modi sozialer Anpassung“ repräsentiere. Diese Widersprüchlichkeit erklärte König einerseits durch den „postmodernen Zeitgeist“, in dem der Film entstanden sei, andererseits durch das politische Klima, in dem Helmut Kohl während seiner Kanzlerschaft den Holocaust als historische Erfahrung „archivieren“ und Scham- und Schuldgefühle einfrieren wollte. Dadurch, so König, sei es Neonazis wie Althans möglich geworden, „das ehemalige Vernichtungslager [Auschwitz] in einen amüsanten Ausflugsort“ umzudeuten." (https://de.wikipedia.org/wiki/Beruf_Neonazi)

    Ein bisschen in die Richtung geht übrigens auch diese Doku über die Borussenfront (auch wenn so etwas wie Leugnung des Holocaustes darin nicht vorkommt):

    https://www.youtube.com/watch?v=jIsNNj20YMY

    Althans wurde anscheinend wegen Aussagen in dem Video zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Bei der Doku über die Borussenfront ist mir Derartiges nicht bekannt. Weiß jemand etwas darüber?

  • RE: Beruf: Neonazi

    gruener (Luddit), 04.03.2017 05:49, Reply to #3
    #4

    ergänzend:

    wir haben den film "beruf: neonazi" mitte der 90er - übertrieben formuliert - "begeistert" aufgegriffen und mehrmals in einem eindeutig linken jugendkontext vorgeführt.

    hintergrund: unsere geduld, moralinsaure kommentare beim thema "vergangenheitsbewältigung" zu ertragen, war längst erschöpft. zudem - und das werden einige mit sicherheit überhaupt nicht gerne hören - kratzten die filme zum thema damals schon nur an der oberfläche - beispiel j. fest - oder verloren sich in unwichtigen bagatellen - beispiel guido knopp aus zdf-history, der sich nicht entblödete, uns auch noch - symbolisch und ohne beleg, also gefühlt angeführt - hitlers hämorrhoiden-probleme zu erörtern, stets in kooperation mit einem sender, der in den usa als "hitler-channel" verschrieen ist, während ernsthafte, hintergründige, aber ebenso schonungslose analysen eines erwin leiser plötzlich im deutschen tv nicht mehr stattfanden, die konsequente auseinandersetzung mit dem nationalsozialismus also unterblieb. unsere antwort: dann müssen wir den rechten spinnern eben ohne überflüssigen kommentar lauschen. ist vermutlich auch nicht schlimmer, als bei knopp und co. ständig ínhaltlich abkotzen zu müssen.

    fazit: althans sorgte durchgehend für verwirrung. er wurde mitunter vordergründig als sympathisch angesehen. aber es folgte stets ein wichtiger nachsatz: denn sobald er den mund öffnete und seine wirren thesen zum besten gab, wirkte er nur noch als extrem gestörtes, die realitäten leugnendes a********. kommentarfrei hat dieser film meines erachtens mehr bewegt und erreicht als irgendein überflüssiger beitrag von guido knopp.

    fazit 2: die menschen sind klug genug. sie müssen nicht ständig moralinsauer belehrt werden.

  • RE: Beruf: Neonazi

    Ruebezahl, 05.03.2017 17:04, Reply to #4
    #5

    Ich glaube gerade Dein zweites Fazit ist wichtig!

    Die Menschen in diesem Land sind es soooo leid ständig belehrt und bevormundet zu werden. Wir wollen mitbestimmen in diesem Land und nicht länger in einem Gouvernantenstaat leben.

    Neonazi-Zoombies wie Althans, Verfassungsschutz etc. sind doch die Potemkinischen Dörfer die errichtet werden, um kritische Geister in der Bevölkerung zur Räson rufen zu können: "Seht her, das passiert, wenn wir nicht bereits die Anfänge bekämpfen!"

    Und der Guido Knopp ist der Eduard Schnitzler unseres Takatukalandes.

    Ich habe keinen Bock auf Hundeleine oder Nasenring. Das ist weder Freiheit, noch Demokratie. Wir leben in einer spannenden Zeit. Das Volk will mehr Mitsprache!

  • RE: Beruf: Neonazi

    gruener (Luddit), 06.03.2017 02:49, Reply to #5
    #6
    Und der Guido Knopp ist der Eduard Schnitzler unseres Takatukalandes.

    mit verlaub. diesen hinkenden vergleich hat karl eduard von schnitzler nicht verdient.

    ich bin weit entfernt davon, den schwarzen kanal zu verteidigen, erinnere aber sehr wohl, dass nicht selten in der sendung fakten über die brd zum besten gegeben wurden, die mensch sonst nur lesen konnte, wenn z.b. eckart spoo ausreichende zeilen in der frankfurter rundschau zur verfügung standen, der lesende in der taz zwischen den zeilen deuten konnte oder ein abo des id sein eigen nannte.

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