Republikanische Vorwahlen 2016: der Aufgalopp

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  • The South will rise again

    Wanli, 22.08.2015 14:49, Antwort auf #40
    #41

    Gestern in Mobile, Alabama:

    “It was the most audacious Donald Trump spectacle yet in a summer full of them, as the Republican presidential front-runner, in his Boeing 757, thundered over a football stadium here Friday night and gave a raucous speech to one of the largest crowds of the 2016 campaigns,” the Washington Post [washingtonpost.com] reports.

    “But Trump’s flashy performance was about more than showmanship. His visit to Alabama was coolly strategic, touching down in the heart of red America and an increasingly important early battleground in the Republican nominating contest.”

    “Friday night resembled something between a Lynyrd Skynyrd concert and the Daytona 500.”

    http://politicalwire.com/2015/08/21/trump-outdoes-himself-in-alabama/

    Warum mietet der Donald ein Fußballstadion in Alabama für seinen bislang größten Auftritt? Warum findet das Spektakel nicht in Iowa, New Hampshire oder South Carolina statt?

    Der Grund liegt im veränderten Vorwahlkalender: Die drei genannten Staaten sind (mit Nevada) natürlich auch 2016 als erste dran, dann aber folgt anders als gewohnt eine heftige Dosis Dixie.

    Am 1. März finden Vorwahlen in Arkansas, Georgia, Alabama, Tennessee, Texas und Virginia statt (die sogenannten SEC-Primaries), am 5.3. folgt Louisiana, am 8.3. Mississippi, am 15.3. schließlich ruft man in Florida und Missouri an die Urnen. Der Hintergrund: In den Südstaaten war man schon länger unglücklich darüber, oft erst abstimmen zu können, wenn die Vorwahlen eigentlich schon entschieden waren. Auf Initiative des Gouverneurs von Georgia einigten sich die genannten Staaten, die Wahltermine kollektiv nach vorne zu verlegen und zu koordinieren. Im kommenden Jahr müssen die Kandidaten, die die ersten Vorwahlen im Januar und Februar überstanden haben, sich also schon im März dem geballten Votum der überdurchschnittlich christlichen und rechten Wähler in dieser Herzkammer der republikanischen Partei stellen; wer hier dann kein Bein auf den Boden kriegt, wird es danach schwer haben.

    Kein Wunder also, dass momentan in diesem Teil der Staaten tatsächlich ein engagierter Wahlkampf stattfindet; außer dem Donald touren in diesen Tagen auch Scott Walker, Ted Cruz, Ben Carson und Jeb Bush durch diese Gegend. Gut möglich, dass sich die Präsidentschaftskandidatur der Partei Abraham Lincolns auf dem Gebiet der Konföderation entscheidet, gegen die Lincoln einst in den Krieg gezogen war.

    http://onlineathens.com/election/2015-06-04/six-states-signed-so-far-sec-primary

    http://www.al.com/news/index.ssf/2015/08/sec_primary_2016_what_does_it.html

    http://www.politico.com/story/2015/08/donald-trump-2016-mobile-alabama-rally-gho st-george-wallace-121627.html?hp=t2_r

  • GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    Wanli, 23.08.2015 22:42, Antwort auf #41
    #42

    Ich werd mal eine völlig subjektive Einschätzung zum Stand der Dinge abgeben - Kommentare, Verrisse oder Lobpreisungen sind natürlich willkommen! Ich verweise dabei auch auf die finanziellen Mittel, die den Kandidaten Anfang August zur Verfügung standen, obwohl diese nicht ganz aktuell und nicht für alle Kandidaten komplett sind (einige mussten wegen ihres späten Eintritts ins Rennen noch nicht alle Zahlen offenlegen) und man natürlich auch bedenken muss, dass einige schon Monate länger im Rennen sind als andere. Die Zahlen sind von der New York Times:

    http://www.nytimes.com/interactive/2016/us/elections/election-2016-campaign-mone y-race.html

    Bush: Seine Aktie war bis vor kurzem die teuerste, was ich durchaus nachvollziehen kann. Mit 120 Millionen ist er finanziell der Konkurrenz deutlich überlegen, er steht recht gut in den Umfragen da und hat sich auch schon einige Wahlempfehlungen prominenter Republikaner gesichert. Allerdings fand ich die Aktie mit beinahe 40 Ex. schon arg überteuert - so richtig elektrisiert er wohl niemanden, auch die republikanischen Meinungsführer und Mandatsträger beeilen sich nicht gerade, ihn zu unterstützen, und er hat doch sehr starke Konkurrenz auf seinem Flügel (Regierungserfahrung, konservative Erfolge, keine allzu extrem rechten Ansichten) - Rubio, Kasich, irgendwie vielleicht auch Walker. Bush hat als Kandidat gewisse Parallelen zu Mitt Romney, in einem Vakuum würde ich ihn sogar für einen stärkeren Kandidaten halten als den Mormonen; im Gegensatz zu diesem hat er aber halt deutlich mehr Konkurrenz.

    Cruz: Eine spannende Aktie, eigentlich ein Top-Kandidat für den extremistischeren Flügel der GOP: Tea Parties, evangelikale Christen, Washington-Hasser. Ich verfolg auch seinen Wahlkampf ein wenig, er knüpft sehr rege Kontakte zu christlichen Netzwerken und Immigrationshardlinern, macht fleißig Wahlkampf nicht nur in Iowa, sondern auch in den Südstaaten, die dann im März abstimmen. Wenn er vor solchen Leuten spricht, scheint er sie zu begeistern. Zudem ist er finanziell der zweitbest situierte Kandidat im Feld mit gut 52 Millionen zu Monatsbeginn. Wenn der Trump-Wahnsinn mal abflaut, könnte er dessen Banner und einen Gutteil seiner Anhänger übernehmen. Bisschen spekulativ die Aktie, aber für etwa 10 Ex. durchaus nen Blick wert.

    Paul: Wollte die libertäre Koalition seines Vaters übernehmen und durch etwas entschärfte Positionen zusätzliche Fans gewinnen. Momentan scheint mir, dass das überhaupt nicht klappt - vor vier oder acht Jahren konnte man im Netz keinen politischen Artikel lesen, ohne darunter zig leidenschaftliche Kommentare von Ron-Paul-Fans zu finden; seine Leute waren einfach die engagiertesten überhaupt und investierten nicht nur Zeit, sondern auch Geld in ihren Lieblingskandidaten. Diese Kommentare sehe ich heuer für Rons Sohn nicht, Paul macht vor allem mit Problemen seines Teams Schlagzeilen, Anfang August hatte er knapp 14 Millionen in der Kasse - mehr als mau, wenn man die Summe mit der aussichtsreicher anderer Kandidaten vergleicht.

    http://www.washingtonpost.com/news/powerpost/wp/2015/08/17/the-daily-202-is-the- libertarian-movement-over/

    Die Aktie liegt momentan bei knapp 10 Ex., ist mit völlig schleierhaft, warum. Die Hälfte wäre mMn schon optimistisch.

    Rubio: Für mich der schwierigste Kandidat. Er hatte Anfang August etwa 42 Millionen auf der hohen Kante, ziemlich gut; er schneidet in Umfragen exzellent ab, wenn es um Beliebtheitswerte bei der Basis geht; hat ja auch den Ruf, jedermanns zweitliebster Kandidat zu sein; bekam von der Presse gute Noten zu seinem ersten Debattenauftritt, wo er sich mit Blick auf Hillary (und implizit natürlich auch auf manche Mitbewerber) als junger Kandidat darstellte, der dem Land wieder Hoffnung geben könnte; auch das Washingtoner Establishment könnte mit einem Präsidentschaftskandidaten Rubio wohl gut leben. Nebenbei bemerkt: Für Clinton wäre Rubio meiner Meinung nach der wohl unangenehmste Gegner. Er hat also große Stärken, muss die aber irgendwie auch in Wählerstimmen umsetzen, möglichst schon in den ersten Vorwahlstaaten. Und in der Beziehung hat er, schaut man auf die Umfragen, wohl noch einige Arbeit vor sich, weil ihn zwar die meisten Republikaner mögen, er aber eben noch für zu wenige die erste Wahl ist. Mal sehen, wie er das hinkriegt; für sieben Ex. scheint mir seine Aktie auf jeden Fall ein ziemliches Schnäppchen zu sein.

    Trump: Ich hatte nicht geglaubt, dass Donald wirklich antritt, später konnte ich mir nicht vorstellen, dass er wirklich Wahlkampf macht - beide Male lag ich falsch; der Donald zieht durchaus durch die frühen Vorwahlstaaten, hat auch in Iowa schon ein Wahlkampfteam vor Ort (die Vizevorsitzende war mal Kandidatin in seiner Show "The Apprentice"). Trotzdem bin ich nach wie vor skeptisch: Im Herbst vor Beginn der Vorwahlen gab's auch vor vier Jahren mehrere Kandidaten, die einen oder zwei Monate lang einen Höhenflug in den Umfragen hatten, bis ihren Anhängern auffiel, dass sie zwar ne gute Show boten, aber eigentlich kaum wussten, wovon sie redeten. Erinnert sich noch jemand an Herman Cain, ebenfalls erfolgreicher Geschäftsmann? Trump erinnert mich auch ziemlich stark an Newt Gingrich: extrem narzistisch, ein selbstbewusster Selbstdarsteller mit einem gewissen Retro-Charme, der die Babyboomer unterbewusst vielleicht entzückt, mit großartigen Plänen, die bei genauerem Hinsehen aber ziemlich weltfremd sind. Allerdings ist Gingrich halt ohne Zweifel Republikaner, Trumps Ansichten dagegen decken zusammengenommen so ziemlich das ganze politische Spektrum ab. Dann noch die Finanzen: Trump scheint kein Super PAC zu haben, das ihn unterstützt, von nennenswerten Spenden an ihn ist mir nichts bekannt. Natürlich kann der Mann einen Wahlkampf aus der eigenen Tasche finanzieren, aber ist er wirklich bereit dazu, sagen wir 50 Millionen in sein neues Projekt zu stecken? Klar, vielleicht ist diesmal wirklich alles anders und das populistische, dem Establishment verhasste Großmaul sichert sich die Nominierung; spekulieren kann man mit der Aktie natürlich. Aber um das zu tun, ist sie meiner Meinung nach momentan um ein Vielfaches zu teuer.

    Walker: Ein Kandidat, für den immer noch eine Menge spricht. Erst spät ins Rennen eingestiegen verfügte er Anfang August bereits über eine Kriegskasse von über 26 Millionen. Die Basis generell mag ihn, weil er Demokraten in Wisconsin und landesweit bis zur Weißglut geärgert und in drei Wahlen in vier Jahren geschlagen hat; die Tea Parties goutieren, dass er in seinem Staat radikal staatliche Leistungen zusammenstreicht, die Evangelikalen mögen es, dass er einer von ihnen ist, Großspender dagegen erfreut, dass er die Gewerkschaften kastriert und lästige Umweltgesetze entschärft hat - nicht zufällig gilt der Mann als Lieblingskandidat der Koch-Brüder und ihrer Freunde.

    http://thinkprogress.org/election/2015/04/21/3649458/koch-scott-walker-endorseme nt/

    Im August stand Walker natürlich nicht so sehr im Scheinwerferlicht; seine Umfragezahlen verschlechterten sich, in der ersten Fernsehdebatte blieb er unauffällig, ein kleiner Skandal um ein neues Stadion in Wisconsin kam ans Licht - aber grundsätzlich ist seine Ausgangssituation nicht schlecht, obwohl er in den nächsten Monaten sicher schauen muss, dass er sich wieder ins Gespräch bringt; momentan macht er zwar auch Wahlkampf, vermeidet aber die großen Medienauftritte. Für Walker hängt natürlich auch sehr viel an Iowa: Hier hat er lange deutlich die Umfragen angeführt, hier verfügt er über ein breites Netzwerk an Verbündeten; schneidet er beim Caucus nicht sehr gut ab (möglichst mit einem Sieg), dann steckt er in Schwierigkeiten. Insgesamt bei uns im Markt aber klar unterbewertet, würde ich meinen.

    Andere: Ehrlich gesagt, so richtig rocken sehe ich da kaum jemand. Eine Ausnahme ist nur John Kasich, der, ebenfalls spät ins Rennen gegangen, in den Umfragen in New Hampshire mittlerweile auf Augenhöhe mit Bush ist. Übrigens meiner Ansicht nach wie Rubio auch ein Kandidat, gegen den Hillary nicht gern antreten würde. Kasich wäre für mich momentan der Grund, die Aktie zu kaufen. Wohl etwas unterbewertet, aber da mag man geteilter Ansicht sein.

    So, das waren meine Einschätzungen, Kommentare sind wie gesagt hochwillkommen. Während des Tippens hab ich mir nen 538-Podcast angehört, vom 5. August allerdings, also noch vor der Debatte - aber hat die wirklich fundamental etwas verändert?

    Dort räumten Silver und Enten Bush - ebenfalls völlig subjektiv - eine Chance von etwa 30 Prozent auf die Nominierung ein, Walker ebenso, Rubio sahen sie bei 20 bis 25 Prozent, Kasich bei sechs bis acht, Trump taxierte man auf 2% (Silver) beziehungsweise -10% (Enten - ja, da steht ein Minus vor der Zahl).

    http://fivethirtyeight.com/datalab/podcast-totally-subjective-presidential-odds- early-august-edition/

    EDIT: Wer sich den Podcast anhört, mag den Eindruck gewinnen, ich hätte die 538-Argumente mehr oder weniger abgepinnt, das ist aber nicht der Fall - ich hab ihn wie gesagt erst beim Schreiben gehört. Trotzdem komm ich natürlich zu recht ähnlichen Ergebnissen; würde Kasich vielleicht ein paar Pünktchen höher einstufen und Walker leicht runtersetzen, aber insgesamt passt das schon einigermaßen, denke ich.

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    Wanli, 24.08.2015 02:54, Antwort auf #42
    #43

    Wäre schön, wenn wir hier in eine kleine Diskussion über die Kandidaten eintreten könnten - mich hat der komplexe Prozess der Vorwahlen (ein doch recht anspruchsvoller Markt) schon immer mehr fasziniert als die Frage, wo genau ich nun im Ranking lande. Klar spiele ich auf Sieg, aber wenn am Ende nur ein Arizona-Ergebnis rausspringt, werd ich trotzdem meinen Spaß gehabt haben, wenn davor ein paar kernige Diskussionen zustande gekommen sind.

    Gibt's von Euch was zu sagen zu einem (oder allen) der Kandidaten?

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    sorros, 24.08.2015 12:46, Antwort auf #43
    #44

    @Wanli Wenn das Orakel spricht gibt es ein MarktbebenCool

    Ich teile Deine Einschätzung zu Donald übrigens nicht. Wobei ich auch nicht gedacht habe, daß er ernsthaft antritt.

    Im Gegensatz zu Dir habe ich von amerikanischer Politik auch keine konkreten Kenntnisse, nur die Beobachtungen der letzten 40 Jahre.

    Aber ich kenne solche Menschen, wie Donald. M.E. ist er zu weit gegangen für einen Rückzieher. Jetzt würden die Leute merken, daß er im Grunde seinenes Herzens ein unsicheres, schwankendes. oportunistisches Weichei ist.
    Das wird er nicht zulassen wollen und ich bin ziemlich sicher, daß ihm das 50 Mio wert ist.
    Er braucht ja auch nicht soviel Geld wie seine Konkurrenten. Sein Zusammenspiel mit Fox ist viele Millionen Fernsehzeit wert und wahrscheinlich müssen die anderen Sender nachziehen und sei es nur in Gegenhalten. Das aber ist fast genauso gut wie positive Berichterstattung; für Donald vielleicht sogar besser.
    M.E. wird Donald vor Bush( wenn nicht irgendwelche Riesenleichen auftauchen, die bei Donald aber vielleicht auch nicht wirken) landen. Wenn keiner der beiden vorzeitig aussteigt und noch ein oder zwei andere lange mitmachen, halte ich es für durchaus möglich, daß keiner eine absolute Mehrheit der Wahlmänner bekommt.

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    drui (MdPB), 24.08.2015 14:44, Antwort auf #43
    #45

    O.K., dann mache ich mal weiter:

    Für mich überraschend liegt Carson recht weit vorne bei nationalen Umfragen, wohl weil er auch medial bekannt ist (wenn auch nicht so wie Trump) und als Anti-Establishment-Kandidat gilt. Ich habe irgendwo gelesen, dass er hinsichtlich der zweitbesten Option (und das kann entscheidend sein) ganz vorne liegt. Andererseits halte ich ihn in jeder Hinsicht (politisch, rhetorisch, Wahlchancen, Authenzität) für unfähig und das dürfte irgendwann auch die GOP-Anhängerschaft mitkriegen, die braucht ja immer ewas länger.

    Ich würde bei den Anderen Fiorina nicht völlig abschreiben, auch wenn sie zuletzt wieder wegen mangelnder Bekanntheit und medialer Sensationsgier in der Versenkung verschwunden ist. Als einzige Frau im Feld wird sie irgendwann eine Rolle spielen, denn mit einem "war on women" kann die GOP nicht gewinnen.

    Meine Favoriten (in knappen Abständen) sind nach wie vor:

    Bush, als gemäßigter Konsenskandidat mit hoher Bekanntheit, Chancen bei Latinos und Frauen, hohe Unterstützung des Establishments, Unmengen an Geld. Andererseits hat er zuletzt viel an Boden verloren und ist noch uncharismatischer als Romney. Und ich denke, er hat wenig politisches Gespühr und wenig Mut für situative Aktionen.

    Rubio, als rechter Kandidat mit Establishmentunterstützung, Geld, Chancen bei Latinos und Frauen, der zudem rhetorisch und politisch geschickt agiert. Ich denke mal, er wird dann Boden gut machen, wenn die richtigen Schmutzkampagnen beginnen, außerdem wirkt er für mich authentisch, auch wenn ich ihn nicht mag.

    Walker, als eigentlich perfekten Kandidaten für den rechten weißen männlichen Republikaner. Gewerkschaftsfeind, Haßobjekt der Linken, Unterstützung durch Establishment und er fährt genug Geld ein. Es bleibt für mich aber unsicher, wie sich seine Chancen auch wegen eher begrenzter Bekanntheit entwickeln, und ich halte ihn für ein wenig künstlich und marionettenhaft und für einen schlechten Redner.

    Dann, mit etwas Abstand, würde ich Ted Cruz als viertchancenreichsten Kandidaten sehen. Ich glaube zwar, dass Trump insgesamt die zweit- bis drittmeisten Deligiertenstimmen bekommen dürfte (wenn er bis zum Ende durchhält), aber irgendwann wird das Kandidatenfeld ausgedünnt und man einigt sich auf einen Trump-Verhinderer. Gefühlsmäßig halte ich Cruz aber für einen schwachen Kandidaten und für politisch zu dumm, um das Rennen zu machen. Ähnlich wie bei Carson glaube ich, dass es insgesamt nicht gut ankommt, wenn arrogante und von der Realität abgehobene Kandidaten Politik gegen die eigene migrantische Kultur bzw. Rasse machen und dabei nicht authentisch und ehrlich wirken können.

    Da die Kandidaten hinter Trump eng beisammen liegen und insgesamt geringe Unterstützung aufweisen, sind noch viele Überraschungserfolge möglich. Bei Carson sehe ich weniger Chancen, weil er als unerfahrerner Populist eigentlich überflüssig ist, solange Trump den besseren Clown spielt. Fiorina und Kasich wären potenziell möglich, wenn sie sich schlagartig ins Rampenlicht setzen könnten.

    Ähnlich wie Wanli glaube ich, dass die finanzielle und Establishment-Unterstützung am Ende entscheidend werden könnte. Momentan ist ja noch die Zeit des Vorwahlkampfs, in der man Trump und Fox Einschaltquoten und Aufmerksamkeit gönnt. Wenn dann aber die Schmutzkampagnen-Werbespots regional gezielt in Dauerschleife laufen, dürfte sich Einiges ändern. Da geht es auch darum, auf Dauer zuverlässig, präsidabel und wenig angreifbar zu wirken, deswegen sehe ich auch Rubio und Walker vorne, und Bush, sofern er die Politik seines Bruders als unwichtige Vergangenheit darstellen kann.

    Paul, Perry, Santorum und Huckabee sind politisch tot, erstere zwei werden nach den ersten Vorwahlen aussteigen, letztere zwei sind so schmerzfrei und kandidaturgeil, dass sie trotz Unterstützung im Promillebereich bis zum Ende durchziehen.

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    drui (MdPB), 24.08.2015 14:55, Antwort auf #42
    #46

    Erinnert sich noch jemand an Herman Cain, ebenfalls erfolgreicher Geschäftsmann?

    Natürlich: 999! Der Pizzabäcker mit den einfachen Ideen...

    Ich denke, Trump vereint mehrere der irren Vollpfosten aus dem vorherigen Wahlkampf in einer Person. Vielleicht ist das ein Vorteil für die GOP, wenn sie nur einen irren Populisten abschießen müssen, vielleicht ein Nachteil, weil er schwieriger und langwieriger abschießbar ist und mehr Schaden anrichtet als alle Cains, Gingrichs und Bachmanns zusammen.

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    sorros, 24.08.2015 15:49, Antwort auf #45
    #47

    Ich würde bei den Anderen Fiorina nicht völlig abschreiben, auch wenn sie zuletzt wieder wegen mangelnder Bekanntheit und medialer Sensationsgier in der Versenkung verschwunden ist. Als einzige Frau im Feld wird sie irgendwann eine Rolle spielen, denn mit einem "war on women" kann die GOP nicht gewinnen.

    Ja Fiorina hatte ich nicht auf dem Schirm. Die bekommt wahrscheinlich  noch ein Bedeutung zumindest als Vizepräsidentinkandidatin.

    Ähnlich wie Wanli glaube ich, dass die finanzielle und Establishment-Unterstützung am Ende entscheidend werden könnte. Momentan ist ja noch die Zeit des Vorwahlkampfs, in der man Trump und Fox Einschaltquoten und Aufmerksamkeit gönnt. Wenn dann aber die Schmutzkampagnen-Werbespots regional gezielt in Dauerschleife laufen, dürfte sich Einiges ändern. Da geht es auch darum, auf Dauer zuverlässig, präsidabel und wenig angreifbar zu wirken, deswegen sehe ich auch Rubio und Walker vorne, und Bush, sofern er die Politik seines Bruders als unwichtige Vergangenheit darstellen kann.

    Also ehrlich gesagt glaube ich, daß Donald gegen die Schmutzkampagnen immun ist. Dem traut man sowieso Alles zu.
    Den machen diese Schmutzkampagnen nur stärker. Ihr wisst schon:
    "Hauptsache, sie schreiben meinen Namen richtig"

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    drui (MdPB), 24.08.2015 21:25, Antwort auf #47
    #48

    Also ehrlich gesagt glaube ich, daß Donald gegen die Schmutzkampagnen immun ist. Dem traut man sowieso Alles zu.
    Den machen diese Schmutzkampagnen nur stärker. Ihr wisst schon:
    "Hauptsache, sie schreiben meinen Namen richtig"

    In einer gewissen Weise hast du Recht, er wird seine 20-30% halten, aber die Kampagnen werden seine Gegner einigen und irgendwann seinem Gegenkandidaten helfen. Nach dem Motto: Jeder, nur nicht Trump. Es ist ja interessant zu sehen, dass Trump mehr Unterstützung bei gemäßigten und weniger ideologischen Republikanern findet als bei fundamentalistischen. Das sind Trendwähler, die schnell wieder verschwinden können, siehe FDP, Piraten, AFD.

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    Wanli, 25.08.2015 14:37, Antwort auf #48
    #49

    Danke für Eure Einschätzungen; so ganz weit liegen wir ja gar nicht auseinander. Kann ja verstehen, wenn man bei nem Trump-Preis um die 20 Ex. auf den Donald setzt, obwohl ich selbst es nicht tun würde - da müsste die Aktie schon noch billiger sein für mich. Aber knapp 40 Ex. angesichts der Tatsache, dass wir alle miterlebt haben, wie schnell irgendjemand im Sommer oder Herbst vor Iowa in den Umfragen steigen und dann auch wieder fallen kann - das ist denn doch des Guten zuviel, meine ich. Nur mal zum Vergleich: Trump steht im RCP-Schnitt momentan bei 22 Prozent, 2012 stand Rick Perry Mitte September bei knapp 32%, Herman Cain Anfang November bei 26%, Newt Gingrich Mitte Dezember bei 35% - wir wissen alle, wo diese Kandidaten alsbald verschwunden sind, in der Versenkung nämlich (gut, Gingrich hat immerhin nen Vorwahlstaat gewonnen).

    Drui hat irgendwo Trump als "Populisten" bezeichnet; zu dem Thema hab ich gerade zwei interessante Artikel gelesen: Die New Republic sieht den Immobilienmogul nicht als Populisten, was allerdings auch mit dem in Amerika wohl etwas anders besetzten Populismusbegriff zusammenhängt, über den man hier auch Wissenswertes erfährt:

    http://www.newrepublic.com/article/122590/donald-trump-not-populist-hes-voice-ag grieved-privilege

    Talking Points Memo - in Bezug auf den TNR-Artikel - kommt zu einem Jein: Ein richtiger Populist sei der Donald in der Tat nicht, aber seine Botschaft enthalte schon klassisch populistische Elemente, wenn er etwa eine höhere Besteuerung von Investmentbankern fordert.

    http://talkingpointsmemo.com/edblog/will-trump-rebrand-gop-as-white-nationalist- party

    Das ist ja der Witz, von dem Marx sicherlich entzückt gewesen wäre: Jahrelang hatte es die GOP geschafft, die Wut vieler Wähler auf den ihnen drohenden wirtschaftlichen Abstieg und die Rufe ihrer Großspender nach niedrigeren Steuern für die Reichen irgendwie zusammenzubringen - ein Widerspruch, auf den etwa Jonathan Chait (s.o.) seit vielen Jahren hinweist. Nun ist es ausgerechnet ein Milliardär, der dank seines Vermögens (wenn er es denn tatsächlich in den Wahlkampf steckt) darauf verzichten kann, Großspender anzubaggern, und auch mal gegen deren Interessen wettert - und damit die Lebenslüge der GOP offensichtlich macht.

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Kurzer Blick auf die andere, langweiligere Seite des politischen Spektrums:

    Vizepräsident Joe Biden scheint tatsächlich eine Kandidatur bei den demokratischen Vorwahlen zu prüfen und sich auch zunehmend dafür zu erwärmen, wenn man diversen Presseberichten glauben darf. Drei Möglichkeiten:

    1) Biden entscheidet sich letztendlich dagegen, seinen Hut in den Ring zu werfen;

    2) er spielt eine Art "Understudy" zu Hillary, ist einfach da, falls sie aus irgendeinem Grund (ein Skandal, gesundheitliche Probleme) aussteigen muss - eine Lösung, die vielen in der Partei wohl ganz gut gefallen würde, damit man im Fall der Fälle nicht plötzlich mit einem sehr linken Sanders oder einem wenig charismatischen O'Malley dasteht;

    3) er will es wirklich wissen und spielt auf Sieg. In dem Fall könnte ein Duell schnell sehr häßlich werden, wie der folgende Artikel ganz überzeugend ausführt:

    http://www.thedailybeast.com/articles/2015/08/25/hillary-vs-biden-would-get-ugly -fast.html

    Selbst wenn man den Artikel nicht lesen mag - allein das Foto ganz oben ist den Klick wert. ^.^

  • RE: GOP-Markt: subjektive Einschätzung

    drui (MdPB), 26.08.2015 08:52, Antwort auf #49
    #50

    In dem Fall könnte ein Duell schnell sehr häßlich werden, wie der folgende Artikel ganz überzeugend ausführt:

    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass seine Partei einen offen schmutzigen Wahlkampf gegen die Clintons zulässt. Bill und Hillary gelten dort als unantastbare Ikonen und haben eine vielfach stärkere Hausmacht als der großmäulige ältere Herr. Und die "Email-Affaire" ist in meinen Augen lächerlich und wäre im Rest der Welt keine Meldung auf Seite 4 wert.

    Well, today, the media want to see Clinton lose, it’s pretty obvious, and so they’d do everything they could to promote Biden and turn the campaign into all-out war.

    Ich denke, das ist eine typisch journalistische Weltsicht und journalistische Hybris. Natürlich haben Medien einen starken Einfluss, aber sie haben weder Obama zum Präsidenten gemacht (er ist zudem eher durch soziale Netzwerke groß geworden), noch können sie die politische Agenda der Demokratischen Partei bestimmen. Und FoxNews und Co. stängern schon seit Jahrzehnten gegen die Clintons an.

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