Midterms 2018 (II)

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  • RE: Lock them up

    drui (MdPB), 22.08.2018 11:32, Reply to #110

    Naja, ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit Trumps engste Mitarbeiter die Entwicklung ignonieren werden. Seine Wähler können ja gerfahrlos dem Führer folgen und die aberwitzigsten Dinge glauben, aber jede Tätigkeit im Weißen Haus birgt nun die Gefahr, für Jahre im Gefängnis zu landen, indem man sich zum Handlanger für Betrug, Korruption und Behinderung der Justiz machen lässt.

    Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Demokraten das House gewinnen, und dann kann es schon spannend werden, ob diverse Republikaner im Senat plötzlich ihr Rückrat wieder finden werden, wenn keine Vorwahlen anstehen und die Beweise für kriminelle Taten Trumps so eindeutig sind, wie sie momentan scheinen. Cohen mag nicht der fähigste aller Anwälte gewesen sein, aber mit Giuliani hat Trump derzeit faktisch keinen Anwalt sondern einen Propagandaminster als juristischen Vertreter, der zudem in den letzten Jahren seinen Verstand verloren hat. Politik spielt zeitlich in einer anderen Liga, kurzfristige politische Gewinne können sich rächen, wenn man später für Jahre im Gefängnis sitzt und die Karriere beendet ist.

    Man wird sehen müssen, wie viele enthusiastische Trumpfans nach den Midterms noch im House und im Senat zu finden sind, gerade im House dürften viele von denen abgewählt werden und McConnel im Senat könnte an einem bestimmten Punkt pragmatisch entscheiden, dass ein schneller Wechsel zu Präsident Pence besser für die Partei und die 2020-Wahlen sind, als am durchgeknallten Trump festzuhalten. Voraussetzung dafür wäre, dass Trumps Job Aproval unter 30% sinkt, was derzeit nicht der Fall ist. Das könnte aber noch kommen, wenn Trump nicht mehr als Gewinner wahrgenommen wird, dem man alle Lügen und Fehler verzeiht, weil er ja gewinnt. Einen Loser lässt man aber recht schnell fallen.

  • RE: Lock them up

    gruener (Luddit), 23.08.2018 03:33, Reply to #111

    all das, was du beschrieben hast, mag ja eintreffen - keine frage.

    zur zeit ist dergleichen aber nicht ansatzweise in sicht.

    somit bleibt: mit derselben strategie versuchen seit jahren unsere sogenannten "systemmedien" die afd zu bekämpfen. bislang mit sehr bescheidenem erfolg, vielmehr, riesigem misserfolg. (ich füge hinzu: zum glück! - was wiederum weniger eine sympathiebekundung für die afd ist denn vielmehr der erkenntnis geschuldet, dass immer mehr menschen sich nicht länger "verarschen" lassen - btw: was macht das trübsal blasende volk, wenn es das bedürfnis verspürt, zumindest einmal am tag für 15 min. lachen zu wollen: um 20 h die glotze anachalten. denn dann (v-)erklärt die tagesschau die welt. incl. der neuesten schreckensmeldungen zum thema donald trump. mal hand aufs herz: wenn man all diesem glauben schenken wollte, müsste in den usa längst ein revolutionärer umsturz im gange sein... dem ist aber nicht so!)

    ******

    wenn ich hier mitunter den eindruck erwecke, ich agiere destruktiv... ist im grunde nicht meine absicht, ich negiere lediglich eine typisch westeuropäische sicht auf das möchtegern "home of the brave".

    ******

    ich verweise im übrigen auf das tägliche morning briefing von gabor steingart.

    steingart vertritt nun wahrlich nicht meine politische einstellung, aber dennoch finde ich in seinem briefing aktuell beinahe täglich äußerst interessante statements zu den usa und auch zu trump.

  • Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    Wanli, 26.08.2018 13:36, Reply to #112

    Hm, "Systemmedien" also, gruener? Ist das ein Begriff für Leute, die sich (noch) nicht trauen, einfach "Lügenpresse" zu schreiben?

    Ich bin vielleicht in einem Punkt nicht weit weg von Dir, wenn Du nämlich von der Herausforderung schreibst, die eine Berichterstattung über kriminelle Strukturen für seriöse Medien darstellt, denn diese sind ja oft für den Laien schwer verständlich.

    Etwas simpler ist das im Falle von Korruption und Bereicherung, das verstehen die Leute und die Botschaft, dass Trump und seine Getreuen sich absolut schamlos die Taschen füllen, wird neben der Gesundheitspolitik sicher ein Schwerpunkt im herbstlichen Wahlkampf der Opposition sein - neben Skandalen von Ministern wie Pruitt, Zinke oder jüngst wieder Ross müssen sich die beiden ersten Kongressabgeordneten, die sich einst im Laufe der republikanischen Vorwahlen öffentlich hinter Trump stellten, nun vor Gericht verantworten, der eine wegen Insiderhandels, der andere wegen Veruntreuung.

    Solche Geschichten sind wie gesagt leichter zu erzählen und werden zwar Trumps Basis nicht erschüttern, die Mehrheit der Bürger aber in ihrer Ablehnung bestärken.

    Schwieriger ist die journalistische Aufbereitung der Russlandconnections des POTUS - Outlets wie NYT, WaPo oder auch talkingpointsmemo.com haben dazu zwar schon viele kluge Artikel publiziert, aber die Materie ist halt auch wirklich sehr komplex.

    Sehr willkommen daher eine kürzlich ausgestrahlte Doku des ZDF, die nach wie vor in der Mediathek abzurufen ist und die ich wärmstens empfehle, da ein Gutteil der Russlandaktivitäten rund um Trump hier recht verständlich dargestellt wird:

    https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-gefaehrliche-verbindungen-100.h tml

    Ein Aspekt, der im Film zwar zur Sprache kommt, aber nicht ausführlich thematisiert wird, sind die Gelder, die Trumps Geschäft seit Jahren aus Putinland erhalten hat; hier gelang den Ermittlern jetzt wohl ein ziemlicher Coup, denn Allen Weisselberg, seit Jahrzehnten Graue Eminenz der Geschäfte des Trump-Clans, kooperiert jetzt mit den Ermittlern, wie auch bekanntlich schon Michael Cohen, Trumps selbsternannter "consigliere".

    There are many open questions about how, precisely, the Trump Organization has made and spent its money in recent years. There is, for example, a question about where Trump got more than two hundred million dollars in cash to buy and lavishly upgrade a money-losing golf course in Scotland. In a deal in Azerbaijan, Trump knowingly did business with a family that is widely suspected of laundering money for Iran’s Revolutionary Guard. The F.B.I. has reportedly investigated the source of funds for a Trump-branded property in Vancouver, Canada; while the Trump hotel in Toronto also has suspicious funding. These are just a handful of the many business deals that Trump has conducted that have signs of possible money-laundering, tax evasion, sanctions violations, and other financial crimes. Many of the key questions about Donald Trump revolve around his funding sources and his business partners: Did he knowingly receive funds from criminals? Did he launder money for criminals? Did he receive remuneration to look the other way when his partners broke the law? Was much of his business built around selling his famous name to make illegitimate projects seem viable? More broadly, where did his money come from? Where did his money go? And how much questionable activity has he hidden from the world?

    https://www.newyorker.com/news-desk/swamp-chronicles/allen-weisselberg-the-man-w ho-knows-donald-trumps-financial-secrets-has-agreed-to-become-a-cooperating-witn ess?

    Muellers Untersuchung und die Ermittlungen etwa der Staatsanwälte New Yorks scheinen an einem Punkt angelangt zu sein, an dem man genügend belastendes Material zusammen hat, um großen Druck auf Leute aus Trumps innerem Zirkel aufbauen zu können, die daraufhin die Seiten wechseln, was dann wiederum zu neuen belastenden Aussagen führt.

    One by one, the president’s men have turned against him.

    It was a bruising week for Trump, with a trio of men who are intimately familiar with his secrets and business dealings now cooperating with prosecutors. First, Trump’s former personal attorney, Michael Cohen, implicated him in testimony about hush money payments to two women who allege affairs with him. On the same day, his former campaign chairman was found guilty on a slew of financial charges. At least Paul Manafort had nothing to say about Trump or his campaign.

    But then came revelations that his longtime friend, David Pecker, the CEO of National Enquirer publisher American Media Inc., had been granted immunity from prosecution to provide information, followed by news that Trump Organization finance chief Allen Weisselberg, who had once worked for Trump’s father, was cooperating as well.

    https://talkingpointsmemo.com/news/presidents-men-turn-on-him

    Prosecutors in Washington, D.C., New York and Virginia are doing the same thing prosecutors did during Watergate. They are following the money. And the money is leading them to the innermost circles around Trump, his White House and his company, the Trump Organization. They’ve already found the money that was used in paying off and silencing women who threatened Trump’s campaign for president in 2016 with stories of fast sex and lengthy affairs.

    Now they’re looking for Trump Organization or Trump Campaign money that found its way into the hands of Russians who hacked Democratic party emails to help Trump’s campaign for the presidency or Russian money that found its way into the hands of the Trump Organization or the Trump campaign to help get Trump elected.

    My bet is, Trump’s “friends” who are keeping those secrets will do the same thing the rest of them have done when the FBI came knocking. They’ll flip. And Trump will flip out.

    https://www.salon.com/2018/08/25/all-the-presidents-friends/

    Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Demokraten das House gewinnen, und dann kann es schon spannend werden, ob diverse Republikaner im Senat plötzlich ihr Rückrat wieder finden werden, wenn keine Vorwahlen anstehen und die Beweise für kriminelle Taten Trumps so eindeutig sind, wie sie momentan scheinen.

    Hier haben wir irgendwo ein Henne-Ei-Problem: Ist die überwiegende Mehrheit der republikanischen Amts- und Mandatsträger sowie der konservativen Medien loyal gegenüber Drumpf, weil der so beliebt an der Basis ist, deren Zorn sie fürchten, oder genießt der POTUS eine so große Zustimmung beim Parteivolk, weil nur wenige aus den eigenen Reihen aus Distanz zu ihm gehen? Mal sehen, ob wir es noch erleben, dass mehr republikanische VIPs gegen den Boss rebellieren, etwa nach einer nicht unwahrscheinlichen Wahlschlappe im November. Nixon haben die Parteioberen fast durch die Bank auch lange hartnäckig unterstützt, bis die Stimmung dann innerhalb weniger Wochen kippte - vielleicht kommt es ja wieder so...

    https://www.bloomberg.com/view/articles/2018-08-24/impeach-trump-the-evidence-ti ps-toward-action-against-him-jl7zjnba

    EDIT

    538 liefert jetzt eine Prognose zur Wahl des Repräsentantenhauses; eine ziemliche Bandbreite von Resultaten erscheint möglich, man glaubt aber, dass die Zugewinne der Demokraten mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% zwischen 13 und 55 Sitzen betragen sollten, der Mittelwert wäre ein Plus von 33 Sitzen.

    https://projects.fivethirtyeight.com/2018-midterm-election-forecast/house/?ex_ci d=rrpromo

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    drui (MdPB), 26.08.2018 15:08, Reply to #113

    Hier haben wir irgendwo ein Henne-Ei-Problem: Ist die überwiegende Mehrheit der republikanischen Amts- und Mandatsträger sowie der konservativen Medien loyal gegenüber Drumpf, weil der so beliebt an der Basis ist, deren Zorn sie fürchten, oder genießt der POTUS eine so große Zustimmung beim Parteivolk, weil nur wenige aus den eigenen Reihen aus Distanz zu ihm gehen?

    Ich bin derzeit aber recht skeptisch, was einen schnellen Sinneswandel der geschätzt 40-42% Trumpfans angeht. Es stellt sich eigentlich schon jetzt die Frage, ob die Treue zu einem (für manche Dumpfbacken) charismatischen Führer mehr wiegt als Recht und Gesetz, und da geben sie eine klare Antwort. Auch den 40% müsste inzwischen klar sein, dass Trump bei zumindest einigen Punkten gegen das Gesetz verstoßen hat, u.a. bei illegalen Wahlkampfspenden, Steuerhinterziehung und Behinderung der Justiz. Aber wenn Wahrheit nicht mehr Wahrheit ist, ist Trump auch nicht im Unrecht.

    Für mich stellt sich bis zu den Midterms nun eher die Frage, wie die jeweiligen Parteianhänger mobilisiert werden. Nach den Umfragen hat Trump ja in den letzten Wochen, als es juristisch und außenpolitisch um ihn herum immer düsterer wurde, gut 2% zugelegt, ohne dass sein Disapprovement abgenommen hätte. Das GOP-freundliche Rasmussen-Institut sieht Trumps Zustimmung dabei konstant zwischen 46% und 49%, Harris-Interactiv bei 48%. Nur, wie glaubwürdig ist eine Rassmusen-Umfrage, die Trumps Zustimmung bei den schwarzen Wählern bei 36% sieht? Letztes Jahr lag die Zustimmung bei 18%, bei den Wahlen 2016 waren es 8%. Haben Trumps konstante rassistische Beleidigungen von schwarzen Politikern, Basketball- und Footballspielern die Wähler mit anderer Pigmentierung auf seine Seite gebracht?

    https://eu.usatoday.com/story/news/politics/onpolitics/2018/08/16/trump-approval -rating-african-americans-rasmussen-poll/1013212002/

    müssen sich die beiden ersten Kongressabgeordneten, die sich einst im Laufe der republikanischen Vorwahlen öffentlich hinter Trump stellten, nun vor Gericht verantworten, der eine wegen Insiderhandels, der andere wegen Veruntreuung.

    Der kalifornische Trumpfan macht dabei eine besonders trumplike Figur, indem er Presse, "Deep State" und Justizministerium (Sessions, GOP) der Verschwörung gegen ihn bezichtigt und sich so mit Trump bzw. Jesus vergleicht. Nun hat er dabei aber seine eigenen Parteikollegen verärgert, durch die unglaubliche Häufung von Korruption bzw. Wahlkampfspendenmissbrauch und die Behauptung, seine Frau wäre eben an allem schuld. Die Liebe zu seiner Frau scheint nicht besonders innig zu sein. Hunter hat einen Sitz, der eigentlich nicht zu verlieren ist, und einen äußerst schwachen Gegenkandidaten, der viel zu liberal für den Wahlkreis ist. Und trotzdem könnte er bei den Midterms verlieren. Oder eben gewinnen und danach im Gefängnis landen.

    https://www.politico.com/story/2018/08/24/duncan-hunter-indictment-wife-congress -republicans-795710

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    Wanli, 26.08.2018 22:53, Reply to #114

    Hier haben wir irgendwo ein Henne-Ei-Problem: Ist die überwiegende Mehrheit der republikanischen Amts- und Mandatsträger sowie der konservativen Medien loyal gegenüber Drumpf, weil der so beliebt an der Basis ist, deren Zorn sie fürchten, oder genießt der POTUS eine so große Zustimmung beim Parteivolk, weil nur wenige aus den eigenen Reihen aus Distanz zu ihm gehen?

    Ich bin derzeit aber recht skeptisch, was einen schnellen Sinneswandel der geschätzt 40-42% Trumpfans angeht. Es stellt sich eigentlich schon jetzt die Frage, ob die Treue zu einem (für manche Dumpfbacken) charismatischen Führer mehr wiegt als Recht und Gesetz, und da geben sie eine klare Antwort.

    Tja, besagte 40% werden Drumpf nicht allesamt den Rücken kehren, egal was passiert. Als Nixon zurücktrat, stand auch noch ein Viertel der Bevölkerung hinter ihm. Ein kleiner Mut machender Indikator mögen die Umfragen sein, die nicht nur nach Zustimmung respektive Ablehnung fragen, sondern auch die Intensität der Meinung der Befragten herauszukitzeln versuchen. Der Anteil derjenigen, die Trump im Mai nachdrücklich bescheinigen, gute Arbeit zu leisten, liegt bei 26%, während 41% der Bürger seine "Arbeit" in Bausch und Bogen verdammten.

    https://news.gallup.com/poll/234944/strongly-disapprove-trump-presidency.aspx

    Interessant wäre halt, wie sich Trumps Beliebtheitswerte verändern würden, falls sich Parteieliten und FOX gegen ihn stellen - Gallups Zahlen lassen vermuten, dass er dann auf einen harten Kern von einem Viertel der Bevölkerung zählen könnte, ähnlich wie einst Nixon.

    Das muss nicht passieren (deshalb der Konjunktiv), schließlich haben besagte Instanzen bislang trotz Donalds, ahem, exzentrischer Amtsführung bislang auch stillgehalten. Aber irgendwann kommt Muellers Bericht auf den Tisch, und was bislang schon bekannt ist, lässt doch vermuten, dass dem POTUS darin schwerwiegende Straftaten zur Last gelegt werden. Ob die Parteioberen die dann immer noch weglächeln werden? Keine Ahnung.

    Für mich stellt sich bis zu den Midterms nun eher die Frage, wie die jeweiligen Parteianhänger mobilisiert werden.

    Klar, das ist die Gretchenfrage. Bleibt nur noch abzuwarten, inwiefern der Mobilisierungsvorsprung der Demokraten, der bei den Nachwahlen der letzten anderthalb Jahre zu beobachten war, sich auch bei den Midterms bemerkbar macht.

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    gruener (Luddit), 27.08.2018 02:52, Reply to #113

    Hm, "Systemmedien" also, gruener? Ist das ein Begriff für Leute, die sich (noch) nicht trauen, einfach "Lügenpresse" zu schreiben?

    nun, ich war so frei, das wort "systemmedien" bewusst in anführungsstriche zu setzen - dies erfolgte nicht ohne grund. ich bitte zudem zu beachten, in welchem kontext ich diesen begriff verwendet habe.

    andererseits: ich traue mich bereits jetzt, wenn es mir angebracht erscheint, das vermeintliche unwort auszusprechen oder sogar auszuschreiben. schande über mich!

    in diesem sinne daher gerne auch: lügenpresse! (selbstredend ganz und gar im karl kraus'schen sinne)

    ******

    zu letztem: ich denke schon länger darüber nach, erneut einen "karl-kraus-preis" auszuloben. ein preis, der den preisträger bei annahme verpflichtet, nie wieder in der öffentlichkeit aufzutreten, vor allem aber, nie wieder auch nur eine einzige zeile zu publizieren oder an irgendeiner stelle zu verbreiten. stattdessen das preisgeld zu nutzen, einen anständigen beruf zu erlernen und auch auszuüben. und somit nie wieder in erscheinung zu treten.

    mein problem: diesen preis müsste man in den ersten jahren vermutlich stündlich ausloben. wenn nicht gar im sekundentakt. (zur kenntnisnahme: es geht dabei lediglich um journalisten)

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    drui (MdPB), 27.08.2018 13:11, Reply to #116

    Ich glaube Du merkst oft nicht, wenn Du Bullshit schreibst.

    In keiner anderen Weltregion hat sich die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie in Europa. Dies zeigt eine Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG), nach der Journalistinnen und Journalisten auf dem europäischen Kontinent zunehmend medienfeindlichere Hetze durch Regierungen oder Politiker ausgesetzt sind: Damit werde die Grundlage für ein feindseliges, vergiftetes Klima geschaffen, das oft den Boden für Gewalt gegen Medienschaffende oder für staatliche Repression bereite.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/reporter-ohne-grenzen-stu die-pressefreiheit-europaeische-union

    In den USA ist man da schon viel weiter. Da bezeichnet der Präsident die Medien als "Feinde des Volkes" - was richtig übersetzt wohl "Volksverräter" heißen soll - und legt damit den Grundstein für staatlich gebilligte Morde durch den geliebten Mob. Ich glaube nicht, dass es noch sehr lange dauert, bis der erste "Fakenews-Reporter" von einem Trumpfan erschossen wird.

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung / Update Ermittlungen

    Wanli, 27.08.2018 16:03, Reply to #117

    Zunächst einmal täte man gut daran, immer zwischen Medien zu unterscheiden, die sich unserem Pressekodex verpflichtet sehen und eine journalistische Sorgfaltspflicht beachten (etwa die von Dir geschmähte Tagesschau), und solchen, die das nicht tun.

    https://www.anwalt.org/pressekodex/

    Natürlich kann man auch Beiträge in der Qualitätspresse kritisieren, denn auch die kann auch bei sauberer Recherche mal schief liegen oder Schwerpunkte setzen, die man fragwürdig findet. Solche konkrete Kritik ist absolut in Ordnung, fragwürdig wird es aber, wenn stattdessen nebulös geraunt und der verallgemeinernde Eindruck erweckt wird, dass manche Medien nicht in der Tat verlässlicher sind als andere - diverse polemische Netzangebote etwa. Ansonsten landet man ganz schnell bei Giuliani - "Truth isn't truth" - und gleichberechtigt nebeneinander stehenden Versionen der Realität, auch solchen, in denen die Führungsspitze der Demokraten einen Kinderpornoring aus einer Pizzeria in Washington D.C. betreibt.

    https://edition.cnn.com/2018/08/19/politics/rudy-giuliani-truth-isnt-truth/index .html

    Mir fällt das hier auf, wenn im Thread die Verfehlungen Trumps respektive Clintons zur Sprache kommen: Da kann man tatsächlich mit Tatsachen, Aussagen oder Indizien argumentieren, zum Beispiel auf die größere Zahl von Leuten aus Trumps Umfeld verweisen, die im Zusammenhang mit Muellers Untersuchung bereits angeklagt oder verurteilt worden sind - und da kommen schon einige zusammen:

    http://www.foxnews.com/politics/2018/08/21/whos-been-charged-by-mueller-in-russi a-probe-so-far.html

    Im Falle von Clinton hingegen wurde meines Wissens noch niemand angeklagt geschweige denn verurteilt; man hat in den zigtausend geleakten Emails halt einige gefunden, in denen sich Parteifunktionäre abfällig über Sanders äußerten und überlegten, wie man ihn ausmövrieren könnte. Big Deal: Hack die Emails der Großkopferten einer beliebigen nicht ganz winzigen deutschen Partei und Du erhältst das gleiche Ergebnis, business as usual, das politische Geschäft zieht im Allgemeinen nicht gerade Chorknaben an.

    Wenn man das vermischt, regulär mit ziemlich viel Ellenbogen geführte innerparteiliche Richtungskämpfe einer- und kriminelle Machenschaften andererseits, dann geht das zugunsten der postfaktischen Beliebigkeit und untergräbt die Basis eines jeden rationalen Diskurses, den man durch beliebige Fantastereien und düsteres Raunen ersetzt. Und ja: Dazu neigst Du, gruener, gelegentlich auch...

    EDIT

    Morgen wieder Vorwahlen in drei Staaten, etwa Arizona: Hier wollen die Demokraten im November einen Senatssitz erobern. Für die Blauen wird dann Kyrsten Sinema an den Start gehen, bei der Roten rangeln die relativ moderate Martha McSally, "Chemtrail-Kelly" Ward und der ehemalige "härteste Sheriff Amerikas" Joe Arpaio um die Kandidatur. Die beiden letzteren hätten im November wohl keine Chance, weswegen die GOP-Strategen beten, dass sich McSally durchsetzt.

    In Florida sind die Vorwahlen für die Senatskandidatur praktisch schon entschieden, Platzhirsch Nelson wird im November gegen Ex-Gouverneur Scott antreten und das sollte eine spannende Angelegenheit werden.

    Die republikanischen Vorwahlen für den Kandidaten für das Amt des Gouverneurs sind insofern spannend, als da ein relativ Moderater antritt, der den Segen eines Großteils der Parteiprominenz genießt; sein innerparteilicher Gegner ist dagegen klarer auf Trump-Kurs und genießt die Unterstützung des POTUS.

    https://www.vox.com/2018/8/27/17773110/primary-elections-2018-arizona-florida-ok lahoma

    EDIT

    TPM mit einer guten Zusammenfassung neuerer Entwicklungen bezüglich der Ermittlungen gegen den POTUS und sein Umfeld, die sich auf wesentlich mehr Akteure verteilen als der Öffentlichkeit allgemein bewusst. Diese Ermittlungen haben unterschiedliche Schwerpunkte, welche sich allerdings überschneiden:

    1) Muellers Untersuchungen zum Ausmaß der Zusammenarbeit zwischen Moskau und Team Trump;

    2) Ermittlungen der New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Donalds Geschäftspraktiken - diese Untersuchungen erfolgen nicht nach Bundesrecht, sondern nach dem Recht New Yorks, hier kann der Präsident niemanden begnadigen;

    3) Ermittlungen einer Abteilung des Justizministeriums zur illegalen Einflussnahme zum Beispiel Saudi-Arabiens oder der VAE auf die Regierung (vulgo: Korruption);

    4) Ermittlungen einer anderen Regierungsbehörde gegen russische Spionagetätigkeit im Umkreis etwa der NRA.

    The point I’m trying to make is that there’s no longer just one investigation. There’s not two. There are multiple, distinct investigations tied to President Trump and, critically, they are being run either by different jurisdictions or entirely different parts of the Justice Department. There are plenty of paths to the President’s and his family’s undoing even if he manages, through whatever means, to decapitate the Special Counsel Investigation.

    Nor is this really surprising. As I noted two years ago, anyone who had spent time reviewing President Trump’s business history had to know that it wouldn’t survive first contact with real legal scrutiny.

    https://talkingpointsmemo.com/edblog/trumps-widening-gyre-of-investigations#more -1152026

    Alan Dershowitz, emeritierter Jura-Professor und Anhänger Trumps, hält die unter Punkt zwei genannte Untersuchung der New Yorker Staatsanwälte mittlerweile für noch gefährlicher für Drumpf als Muellers Ermittlungen - eben auch deshalb, weil der Präsident hier nicht einfach begnadigen oder - einen neuen, ihm ergebeneren Justizminister vorausgesetzt - den Sonderermittler feuern kann.

    Said Dershowitz: “I think he has constitutional defenses to the investigation being conducted by Mueller. But there are no constitutional defenses to what the Southern District is investigating. So, I think the Southern District is the greatest threat.”

    https://politicalwire.com/2018/08/26/dershowitz-says-new-york-probe-greater-thre at-than-mueller/

  • RE: Systemmedien: Perlen der Berichterstattung

    gruener (Luddit), 28.08.2018 02:59, Reply to #117

    Ich glaube Du merkst oft nicht, wenn Du Bullshit schreibst.

    In keiner anderen Weltregion hat sich die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie in Europa. Dies zeigt eine Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG), nach der Journalistinnen und Journalisten auf dem europäischen Kontinent zunehmend medienfeindlichere Hetze durch Regierungen oder Politiker ausgesetzt sind: Damit werde die Grundlage für ein feindseliges, vergiftetes Klima geschaffen, das oft den Boden für Gewalt gegen Medienschaffende oder für staatliche Repression bereite.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/reporter-ohne-grenzen-stu die-pressefreiheit-europaeische-union

    In den USA ist man da schon viel weiter. Da bezeichnet der Präsident die Medien als "Feinde des Volkes" - was richtig übersetzt wohl "Volksverräter" heißen soll - und legt damit den Grundstein für staatlich gebilligte Morde durch den geliebten Mob. Ich glaube nicht, dass es noch sehr lange dauert, bis der erste "Fakenews-Reporter" von einem Trumpfan erschossen wird.

    nun, ich werde eines mit sicherheit nicht tun: die us-amerikanischen medien verteidigen, nur weil trump sich grade auf sie einschießt. zur allgemeinen qualität der us-medien empfehle ich notfalls u.a. den einen oder anderen film von michael moore.

    auch ändert ein statement oder auch eine rangliste der reporter ohne grenzen nichts an meiner grundsätzlichen kritik an den bestehenden medien. diese diskussion sollten wir jedoch eher an einer anderen stelle führen, nicht unbedingt im usa-forum.

    bis dahin mag u.u. gelten - frei nach bertolt brecht: Herr G. begegnete Herrn Wirr (einigen von uns eher unter dem Namen Trump bekannt), dem großen Kämpfer gegen die Medien. "Ich bin ein großer Gegner der Medien", sagte Herr Wirr. "ich will keine (freien) Medien." Herr G. antwortete: "Ich bin ein größerer Gegner der Medien. Ich will andere Medien."

    ps: weder die tagesschau noch heute sind aus meiner sicht - die eines journalisten - nachrichtensendungen. sie verbreiten - leider - seit längerem keine objektiven informationen mehr, sondern primär mehr oder weniger gefärbte meinungen.

  • Gerrymandering: das System bröckelt / Personenkult / Florida

    Wanli, 28.08.2018 19:37, Reply to #119

    nun, ich werde eines mit sicherheit nicht tun: die us-amerikanischen medien verteidigen, nur weil trump sich grade auf sie einschießt. zur allgemeinen qualität der us-medien empfehle ich notfalls u.a. den einen oder anderen film von michael moore.

    Drumpf greift ja nicht irgendwelche Provinzsender an (die in den letzten Jahren in großer Zahl unter die Kontrolle eines trumpfreundlichen Unternehmens gekommen sind), sondern vor allem (praktisch täglich) Instanzen wie die Washington Post oder die New York Times. Die beiden Blätter gehören zu den journalistisch renommiertesten Adressen weltweit, auch wenn sie sicher auch mal Fehler machen. Und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen, vor allem, da Du ja kein einziges Argument dafür lieferst, warum man solchen Publikationen nicht trauen soll...

    -----

    Aber zurück zu den Midterms. Das Gerrymandering der Wahlkreise diverser Bundestaaten war hier schon öfter Thema, ein Gericht erzwang einen Neuzuschnitt in Pennsylvania, der den Demokraten dort Zugewinne bescheren wird. Auch in North Carolina wurde der Neuzuschnitt der Wahlkreise nach dem Zensus 2010 vor Gericht angefochten; die neuen Wahlkreise hatten der GOP wenig überraschend 10 von 13 Sitzen eingebracht und am Zuschnitt der drei demokratischen Wahlkreise erkennt man schon ganz gut, wie sorgfältig man hier möglichst viele blaue Wähler in absurd geformten Stimmbezirken konzentriert hatte:

    2016 urteilte ein Gericht, dass die Wahlkreise umzugestalten seien, Regierung und Parlament des Staates handelten jedoch nicht; ein republikanischer Abgeordneter begründete die Machenschaften der eigenen Partei wie folgt:

    "I propose that we draw the maps to give a partisan advantage to ten Republicans and three Democrats, because I do not believe it’s possible to draw a map with 11 Republicans and two Democrats."

    Jetzt erneut ein Gerichtsurteil: Die Wahlkreise seien unrechtmäßig und die Midterms müssen auf der Grundlage eines Neuzuschnitts durchgeführt werden. Wie das genau passieren soll, ist unklar, denn die Vorwahlen sind bereits gelaufen und es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Wahl.

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/08/north-carolina-gerrymandering-midte rms-map-redrawn.html

    Wie man an der dritten oben abgebildeten Karte erkennen kann, dürfte ein Neuzuschnitt den Demokraten zwei bis fünf Sitze mehr bescheren - die Demokraten brauchen bezogen auf die gesamten USA eine Zuwachs von 23 Sitzen, um die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu übernehmen.

    Was das bedeuten würde? Eine in der republikanischen Fraktion kursierende Liste fand jetzt ihren Weg an die Öffentlichkeit; sie nennt die Punkte, denen sich die Ausschüsse eines von den Demokraten kontrollierten Repräsentantenhauses wohl widmen würden. Ein Auszug:

    • President Trump’s tax returns
    • Trump family businesses — and whether they comply with the Constitution's emoluments clause, including the Chinese trademark grant to the Trump Organization
    • Trump's dealings with Russia, including the president's preparation for his meeting with Vladimir Putin
    • The payment to Stephanie Clifford — a.k.a. Stormy Daniels
    • James Comey's firing
    • Trump's firing of U.S. attorneys
    • Trump's proposed transgender ban for the military
    • Treasury Secretary Steven Mnuchin's business dealings
    • White House staff's personal email use
    • Cabinet secretary travel, office expenses, and other misused perks
    • Discussion of classified information at Mar-a-Lago
    • Jared Kushner's ethics law compliance
    • Dismissal of members of the EPA board of scientific counselors
    • The travel ban
    • Family separation policy
    • Hurricane response in Puerto Rico
    • Election security and hacking attempts
    • White House security clearances

    https://www.axios.com/2018-midterm-elections-republicans-preparation-investigati ons-180abf7b-0de8-4670-ae8a-2e6da123c584.html

    EDIT

    https://www.klassegegenklasse.org/wer-waren-die-k-gruppen-kleine-geschichte-des- deutschen-maoismus-teil-5/

    Der Personenkult um Trump ist schon bizarr; Senatskandidat Joe Arpaio versucht heute bei Vorwählern in Arizona noch einmal mit besonderer Ergebenheit zu punkten (und zu dem langjährigen Senator des Staates McCain wahrt er lieber Distanz):

    “That’s hard for me to answer. Because I never had a hero in my life until several months ago when I woke up after 75 years, and I found my hero. You know who that person is? Donald Trump.”

    — Arizona U.S. Senate candidate Joe Arpaio (R), quoted by the Washington Post, when asked if Sen. John McCain (R-AZ) was a hero.

    https://politicalwire.com/2018/08/28/bonus-quote-of-the-day-1008/

    EDIT

    Zunehmend größere Sorgen der Demokraten in Florida: Ihr Senator Nelson, ehemals Astronaut, tut sich offenbar schwer gegen Herausforderer Scott.

    Nelson is a classic old-school senator who keeps his head down and does his work, which is effective in the Capitol but less so in a Trump-era campaign in the most expensive battleground state. He’s being vastly outspent, and there’s concern in Florida the national party might cut him loose if a loss looks certain in the expensive Sunshine State.

    https://politicalwire.com/2018/08/27/democrats-fear-nelson-is-choking-in-florida /

    In Florida, traditionell Swing State, sind Trumps Umfragewerte nicht so deutlich eingebrochen wie in anderen Teilen der USA; das mag auch mit der demografischen Entwicklung zusammenhängen: Der Zustrom wohlhabenderer weißer Rentner ist weiterhin ungebrochen, während sich Minderheiten wie die nach dem letztjährigen Hurrikan auf die Halbinsel übergesiedelten Puertoricaner nur schwer mobilisieren lassen.

    https://www.vox.com/policy-and-politics/2018/8/28/17787310/florida-primary-2018- demographic-trump

    EDIT

    Justizminister Jeff Sessions war lange ein Mann ganz nach dem Geschmack der Religiösen Rechten, immer an ihrer Seite, wenn es gegen Schwule oder Abtreibung ging. Mittlerweile allerdings befürworten Gallionsfiguren dieser Bewegung eine Entlassung des früheren Verbündeten, schließlich lässt er als Justizminister Ermittlungen gegen den neuen Messias zu, Donald "Grab them by the Pussy" Trump.

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/08/falwell-urges-trump-to-fire-session s-for-russia-recusal.html

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