> Dabei wird zB übersehen, dass Oba im bedeutend größeren Staat mit
> bedeutend mehr zu vergebenden Delegierten klar und uneinholbar führt, im
> Durchschnitt der Umfragen um 15%.
> Und dass er nach 40 von 50 Einzelwahlen in Summe sowieso uneinholbar vorn
> ist, wird erst recht ignoriert.
>
Vieles darüber ist im Thread "Clinton vs. Obama" [man beachte die Reihenfolge der Namen] diskutiert worden (und wird wohl noch). Die ganze Diskussion ist übrigens sehr interessant.
Die scheinbare Uneinholbarkeit Obamas durch Clinton wirft aber viele Fragen auf, weshalb denn z.B. in Pennsylvania und laut Vorhersagen möglicherweise auch in Indiana) die Mehrheit der Demokraten doch Clinton wählt:
- Will die Hälfte der Demokraten Obama nicht als Kandidaten und gibt deshalb Clinton die Stimme?
- Ist man doch nicht sicher, ob die Superdelegierten dem Kandidaten mit den meisten Delegiertenmandaten die Stimme geben werden?
- Clinton schneidet in den Prognosen gegen McCain eher besser ab als Obama, ist das eine Sorge der Demokraten?
Uebrigens wohnt John Edwards in North Carolina. Er hat glaube ich noch keine Wahlempfehlung herausgegeben.
Re: Indiana - North Carolina: Wahrnehmungsverzerrung
Die umfragen sind wenig aussagekräftig und weichen sehr stark voneinander ab.
Entscheidend für die qualität der umfrage wäre, dass man jene wählergruppe idealtypisch abbildet, welche sich an den wahlen beteiligt. Und genau hier liegt der hund begraben.
Clinton liegt angeblich in indiana vorne? - Ja, es gibt eine umfrage, in der sie 8 prozent vor obama liegt. Am selben tag erscheint eine andere umfrage, in welcher obama zwei prozent vor clinton liegt.
Clinton würde gegen die reps besser abschneiden als obama? - Man findet auf realclearpolitics umfragen, die das behaupten, in anderen ist es obama, in wieder anderen schneiden sie gleich gut/gleich schlecht ab. Einmal würden beide mc cain vernichtend schlagen, dann wiederum hinter ihm liegen.
Warum wird clinton immer noch gewählt? - Sie deckt ein anderes spektrum ab als obama, aber auch umgekehrt. Und genau das dürfte zum großen problem der demokraten werden, ihre wählerschaft ist gespalten. Man muss davon ausgehen, dass ein erheblicher teil der anhänger des unterlegenen kandidaten sich an den wahlen im november nicht beteiligen wird.
Gerade was die novemberwahlen betrifft sind die bundesweit durchgeführten meinungsumfragen komplett sinnlos. Entscheidend wird die handvoll swingstaaten sein, wo der ausgang offen ist. Und gerade hier hat übrigens die von drui entdeckte karte ihre schwächen, weil man bei der darstellung immer von den ergebnissen der letzten meinungsumfrage ausgeht. New york wurde so sogar kurzfristig mc cain zugesprochen. Und was diese swingstaaten betrifft liegen die ergebnisse zum großen teil so eng beisammen, dass sich die umfragen innerhalb der statistischen schwankungsbreite bewegen.
Empfehle auch hier noch mal eine neuentdeckte Seite:
http://www.fivethirtyeight.com/
Da wird auch ne Prognose Staat für Staat vorgenommen, aber auf der Basis mehrerer Umfragen.
Dort findet man auch ein Ranking der Meinungsforschungsinstitute, basierend auf ihren Prognosen zu Vor-, Präsidentschafts-, Kongress-, und Gouverneurswahlen der letzten acht Jahre. Die Bewertungsmethodik ist vor allem was für Zahlenfetischisten, scheint mir aber gut begründet. Am Schluss gibt's für jedes Institut eine Zahl, die die durchschnittliche Abweichung ihrer Vorhersagen von einer (hypothetischen) Umfrage mit perfekter Methodik angibt. Je kleiner die Zahl, desto besser. Hier mal ein paar Beispiele:
Survey USA 0,72
Rasmussen 0,88
Selzer 0,92
Mason-Dixon 1,15
Research 2000 1,2
Insider Advantage 1,29
Quinnipiac 1,34
Suffolk 1,37
ABC 1,41
LA Times / Bloomberg 1,44
Strategic Vision 1,45
CNN 1,59
PPP 1,6
FOX 1,6
Zogby 1,72
ARG 1,76
New York Times 1,84
Gallup 2,01
Natürlich ist das ein Mittelwert aus zig Umfragen pro Institut, aber schon ganz aufschlussreich. Erstaunlich für mich, dass eine so bekannte Marke wie Gallup so schlecht abschneidet.
Mehr dazu: www.fivethirtyeight.com/search/label/pollster%20ratings
War ne blöde Idee, das Ranking ausgerechnet heute hier zu posten - in der Zwischenzeit gabs nämlich ein Update, das weitere Umfragen berücksichtigt und das zugrundeliegende mathematische Modell etwas verändert. Viel hat sich allerdings nicht verändert, die oben dargelegten Tendenzen sind aber noch deutlicher.
Zwei Umfrageinstitute sind besonders zuverlässig:
Survey USA (carokann hat die ja schon mal gelobt)
Selzer
Im Schnitt einen halben Prozentpunkt unzuverlässiger:
Rasmussen
Noch einmal einen halben Punkt schlechter:
Mason-Dixon
Research 2000
Quinnipiac
Die anderen großen Institute weichen im Schnitt mehr als 2% vom Ergebnis einer (hypothetischen) Umfrage mit perfekter Methodik ab. Die Seite weist auch darauf hin, dass Vorwahlumfragen generell deutlich unzuverlässiger sein als Befragungen zu "richtigen" Wahlen.
Quelle: www.fivethirtyeight.com/
Möchte die Seite übrigens besonders für den Herbst noch einmal wärmstens empfehlen: Sie zeigt wie electoral-vote.com eine USA-Karte mit den prognostizierten Ergebnissen der Einzelstaaten. Diese Prognose erfolgt allerdings nicht auf der Basis der gerade letzten Umfrage (was zu sehr starken Schwankungen führt), sondern basiert auf einem Durchschnittswert mehrerer Umfrage. Anders als bei realclearpolitics.com werden diese Umfragen allerdings gewichtet: Nach Zuverlässigkeit des Instituts (siehe oben), Anzahl der Befragten und Aktualität der Erhebung. Natürlich gibt's auch eine Anzeige zu der erwarteten Verteilung der Wahlmännerstimmen und den Stimmenanteilen beider großer Parteien (allerdings ohne andere Kandidaten). Sollte man sich wirklich mal ansehen!